3 2019 | moproweb.de 33
spektroskopie in der Produktionslinie erlangt werden kann. Am
konkreten Beispiel der Magerquarkproduktion wurde gezeigt, wie
mittels der Inline-Infrarotspektroskopie lohnenswerte Ergebnisse
hinsichtlich ökonomischer Vorteile erzielt werden können. Grundsätzlich
kann die Infrarotspektroskopie überall dort eingesetzt
werden, wo gemischt bzw. eingestellt oder getrennt wird.
Prof. Wüst erwähnte auch, dass wie bei jeder Untersuchungsmethode
sichergestellt werden muss, dass die Ergebnisse valide
sind. So präsentierte er Good-Laboratory-Practice-Maßnahmen,
die diesen Nachweis führen. Abschließend wurden die abteilungsbezogenen
Auswirkungen der Inline-Messung zusammen mit den
Teilnehmern diskutiert.
Optimierung Laborkosten –
sinnvoller Probenumfang
Im Anschluss daran setzte sich Bettina Bätz vom LfL-LVFZ für Milchanalytik
Triesdorf mit der Fragestellung auseinander, wie viel Stichproben
nötig sind, um möglichst sicher auf die Grundgesamtheit
schließen und damit statistische Sicherheit gewährleisten zu können.
Dabei stellte Bätz klar, dass die Festlegung des Stichprobenumfangs
nicht allgemeinverbindlich vorgenommen werden kann,
da dafür die betriebspezifischen Probleme zu umfangreich sind.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zufälliger und systematischer
Stichprobenauswahl. Bei der systematischen Stichprobenauswahl
wird die Stichprobe nach einem bestimmten, systematischen
Auswahlverfahren gezogen, z. B. jede 100ste Packung alle
2 Stunden. Die zufällige Stichprobe ist eine völlig freie Entnahme
einer Probe aus der Grundgesamtheit.
Im Rahmen eines Projektes an der LfL-LVFZ für Milchanalytik
Triesdorf wurden hierzu Frischkäseproben (40 % Fett in der Trockenmasse)
untersucht. In ihrem Vortrag ging Bätz auch darauf ein,
wie der Stichprobenumfang ermittelt wird und welchen Einfluss
die Unerfahrenheit des „Probennehmers“ auf das Ergebnis hat.
Ungeübte Mitarbeiter erhöhen die Standardabweichung und damit
den Stichprobenumfang, dies gilt besonders für Schnellmethoden.
Die Genauigkeit eines Labors muss jedoch nicht mit Hilfe von zeit-
und damit kostenintensiven Methoden (Nord-Methode) bestimmt
werden, sondern kann – falls entsprechende Daten fehlen – aus
der Vergleichs- und Wiederholstandardabweichung der Referenzanalytik
berechnet werden. Alternativ empfiehlt Bätz, bei der Festlegung
der Stichprobenanzahl die zugelassene Abweichung aus der
Produktspezifikation als Genauigkeit zur Berechnung des Stichprobenumfangs
heranzuziehen.
Das Fazit ihrer Untersuchungen ist, dass die Anzahl der Stichproben
stark vom eingesetzten Analyseverfahren und der Fachkompetenz
der Mitarbeiter abhängt.
Positive Fehlerkultur –
Warum Fehler kein Problem sind
Zum Schluss des MolkereiForums 2018 hielt Dr. Olaf Mußmann, Geschäftsführer
der Dr. Mußmann & Partner Group ein Plädoyer für
eine positive Fehlerkultur. Dabei ging er zum einen auf die Folgen
der Blame-Kultur, wie z. B. Vertuschung, Erstarrung in Routine,
Ersticken von Innovationen, Belastung und Krankheit ein. Danach
erläuterte Dr. Mußmann anhand zahlreicher Praxis-Beispiele, wie
wichtig eine positive Fehlerkultur für ein Unternehmen ist und
zeigte Wege hin zu dieser auf.
Methode World Café
Das World Café ist eine Methode, um selbst mit großen Personengruppen
gemeinsam ein Thema mit seinen verschiedenen
Aspekten zu bearbeiten. Dabei kann es sich um die Sensibilisierung
der Teilnehmenden für ein bestimmtes Thema, um einen
Austausch von Gedanken und Sichtweisen oder um eine Lösungsfindung
handeln. Dieser Ansatz nimmt die Erfahrung auf,
dass gute Gespräche und oft auch die besten Ideen in entspannter
Atmosphäre entstehen.
Grundvoraussetzung für eine positive Fehlerkultur sind Führungskräfte,
welche Fehler als akzeptablen Teil von Arbeitsprozessen
verstehen und diese als Entwicklungschance aufgreifen. Dies
schafft Vertrauen und Arbeitszufriedenheit. Zugleich braucht es
aber auch Beschäftigte, welche den Mut haben, ausgetretene Pfade
auch einmal zu verlassen und die sich trauen, zu gemachten
Fehlern zu stehen.
Für den Fall, dass ein Fehler passiert, empfiehlt Mußmann die
4-F-Methode (F.., Forget, Fix, Fokus): Kurz ärgern -> Schwamm drüber
-> sachliche Suche nach Fehler/Ursache/Lösung -> weitermachen
mit neuem, motiviertem Fokus.
Im Anschluss an das Plädoyer wurde die Methode „World Café“
vorgestellt und mit den Teilnehmern umgesetzt. Dabei durften die
Teilnehmer in Kleingruppen gemeinsam Lösungsansätze für verschiedene
Fragestellungen zum Thema Fehlerkultur erörtern, die
für eine erfolgreiche und positivere Fehlerkultur im Unternehmen
notwendig sind.
Fazit aus den Beiträgen
Nicht nur Qualitätsmanagement und Controlling sollten näher zusammenarbeiten,
vielmehr sollten alle Bereiche ihren bereichsbezogenen
Fokus aufgeben, sich öffnen und durch abteilungsübergreifende
Zusammenarbeit ihren Beitrag zu einem erfolgreichen
Unternehmen leisten.
Das 3. MolkereiForum wird am 14. und 15. November 2019
zum Thema „Smartes Controlling – Supply Chain, Kosten und
Führung im Fokus“ stattfinden. (Text und Bild: Marion Hofmeier,
agromind.de)