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molkerei-industrie_05_2017

mi | mi-Meinung „Der Hype um laktosefreie Produkte und wer wirklich davon profitiert“, so titelte eine Meldung auf stern.de Anfang März. Die Autorin Silke Gronwald bezeichnete es als Wahnsinnn, dass hochpreisige, gemeint war wohl überteuerte, lactosefreie oder -reduzierte Produkte immer mehr Käufer finden. Doch dies ist nur ein Aspekt einer in Teilbereichen durchaus auch als negativ aufzufassenden Entwicklung im Milchmarkt. Tatsächlich zeigt der Markt für lactosefreie Mopro alle Merkmale eines nun reifenden Segments. Laut GfK lag das Umsatzvolumen 2016 4 5 2017 | moproweb.de Diversifikation droht das Milchimage zu schädigen Wirrwarr an Sorten, Mikrosegmentierung & Marginalisierung Nicht Genaues weiß man nicht Wohin mit 25 % mehr Milch? bei 204 Mio. €, die Tonnage erreichte lt. Nielsen 225.000 t (gesamtes Sortiment). Die von 2012 bis 2016 beobachteten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von 8,8  % wurden allerdings im vergangenen Jahr nicht mehr erreicht, auch wenn die Kategorie immer noch deutlich stärker im Absatz zulegt als die allermeisten anderen Mopro und sich trotz der Milchkrise einen Mehrpreis ggü. herkömmlichen Milcherzeugnissen erhalten konnte. Ähnliches gilt für Biomilch. Von einem Segment darf man hier wohl nicht mehr sprechen, denn ein Rohstoffaufkommen von fast 800.000 t im letzten Jahr (lt. ZMB) ist nun wirklich keine Kleinigkeit mehr. Die Preise für Biomilch waren im Verlauf der Marktkrise nahezu unberührt, trotz eines anhaltend starken Erzeugungsplus, das allein in 2016 bei über acht Prozent lag. Offenbar ist hier noch Luft nach oben, denn der Anteil von Biomilch an der Kuhmilch-Anlieferung hat sich im Vorjahr auf „erst“ 2,5 % erhöht (ZMB). Zu den mehrlei Arten von Biomilch kommen weitere, „trendige“ Milchsorten wie z. B. Heumilch (für die es keine verlässlichen Zahlen gibt) und vor allem die aus dem Süden herübergeschwappte gentechnikfreie Milch, von der in Deutschland bereits 400.000 t produziert werden sollen, Tendenz deutlich steigend. Damit nicht genug: die Branche hat auch Alpenmilch und Weidemilch zu bieten, Redakt ion In neun Jahren wird ein Viertel mehr Milch erzeugt als heute. Diese Alarmmeldung von IFCN hat uns kürzlich alle wachgerüttelt. Wohin mit dem Zeug? Das wissen manche Molkereien offensichtlich schon jetzt nicht so recht, wie sollen sie dann erst mit 25 Prozent mehr Rohstoff umgehen? Klar, die Genossenschaften werden – sofern das Kartellamt das nicht verbietet – weiterhin alle ihnen angediente Milch ankaufen. Für manche Milchverwerter, an erster Stelle wohl solche, die unter Lieferantenflicht leiden, bietet die IFCN-Prognose sogar Grund für Zuversicht. Man muss dort die Maschinen und Anlagen nur so lange einmotten, bis der Milchstrom von allein wieder ansteigt. Aber was machen die anderen, speziell die, die Magermilchpulver herstellen? Können sie für die kommende Dekade auf die ewige Intervention vertrauen? Wo doch Kommissar Hogan schon ausdrücklich erklärt hat, dass er kein Pulverhändler mehr sein will? um nur zwei weitere Sorten mit besonderem Qualitätsversprechen zu nennen – von aktuellen Initiativen des Handels zur Auflegung von Sortimenten nach eigenen Standards erst gar nicht zu reden. Möglicherweise ist die in gesättigten Märkten gebotene Produktdiversifikation dem Milchabsatz insgesamt doch nicht dienlich. Denn ein Gemenge an lactosefreien, gentechnikfreien, Bio einfach, Bio Demeter, Heumilch oder gentechnikfreien Produkten zusammen mit regionalen oder tierwohlbezogenen Auslobungen erschwert nicht nur Fachleuten den Überblick. Ein Durchschnittskonsument dürfte vor dieser Vielfalt in die Knie gehen. Die Hervorhebung bestimmter Milchsorten wirkt eventuell sogar diskriminierend auf ganz normale Milch, von der doch bisher schon feststand, dass sie ein hochwertiges Naturprodukt mit hervorragenden Ernährungseigenschaften ist. Nicht umsonst sind deutsche Mopro sogar in Fernost begehrt, ohne dass man da noch irgendwelche Sensationen ausloben müsste. Was droht, ist eine fortlaufende Mikrosegmentierung im Milchmarkt und damit einhergehend eine generelle Marginalisierung der Sortimente. Weniger ist mehr, sollte die Devise lauten, denn die Branche ist dabei, das Image ihres hervorragenden Rohstoffes selbst zu schädigen, denkt Roland Soßna. Bietet Käse die Lösung, wenn in Europa jedes Jahr Kapazitäten in der Größenordnung einer durchaus bedeutenden Käserei hinzugebaut werden? Die Frische macht’s jedenfalls nicht, es sei denn man steigt auf 100 % Soja-, Nuss- oder Hafer-„Milch“ um. Mit anderen Worten: keiner weiß nichts Genaues nicht. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn sonst würden ja alle in die gleiche Richtung gehen und damit das potenzielle Erlösniveau der Zukunft von vornherein untergraben, meint Roland Soßna.


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