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Umgang des Menschen mit jeder Art von Tieren im Sinne des Tierwohl für Nutztiere, Haustiere, Jagdtiere usw. wird unter dem Begriff Tierethik zusammengefasst. In der EU-Tierschutzgesetzgebung steht die Empfindungsfähigkeit der Tiere im Mittelpunkt, niemand darf einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen. Dass dagegen nicht verstoßen wird, muss wissenschaftlich nachgewiesen werden, z. B. durch die Tiergesundheit oder fehlende Stresshormone im Blut. Die Einschränkung des Tierwohls ist bei vernünftigem Grund zulässig, z. B. zum Zwecke der menschlichen Ernährung. In der Praxis der Tiernutzung gehören dazu das Töten, die Freiheitsberaubung oder das Ignorieren sozialer Bindungen. Der Verbrau- Menschenversuche und Kanibalismus sind verboten Artgerechte Zoohaltung; Tierversuche eng begrenzt zulässig; kein Verzehr; keine Jagd; Sonderstellung Menschenaffen Corporate Governance Compliance Interne Firmenregeln, Authority Levels, Firmenkultur Gesetze, Verordnungen Ethik, Wertvorstellung, Nachhaltigkeitsbericht sowie gesetzlicher Vorgaben verstanden (Hamatschek 2013; siehe dazu Abbildung 2). Jeder Mitarbeiter bekommt in dem Regelwerk mitgeteilt, was er zu tun und zu lassen hat und wie er sich in bestimmten Situationen verhalten soll. Unternehmen versuchen mit dieser Art betrieblichem Immunsystem sich gegen Risiken abzusichern, Compliance Manager sind entsprechend mit einer großen Machtfülle ausgestattet. Tierethik Ethik wird als eine philosophische Disziplin verstanden, deren Aufgabe es ist, Kriterien für gutes und schlechtes Handeln und die Bewertung von Motiven und Folgen aufzustellen. Der moralisch begründete Tiergesetze Tiergesetze Quälen verboten; Nutztiere; Jagd; jeder Mensch isst 1094 Tiere in seinem Leben (46 Schweine, 4 Kühe, 945 Hühner….) Wo stehen Haustiere? Wo Nutztiere? Gibt es Grenzen? Ding Sache Mensch Homo sapiens Primaten Wirbeltiere Abbildung 3: Das moralische Tierwohl-Dilemma: die Mensch-Tiergrenze 38 2 2016 | moproweb.de Der Deutsche Corporate Governance Kodex (verabschiedet 26. Februar 2002; gesetzliche Grundlage durch die Entsprechenserklärung gemäß § 161 AktG) Compliance gilt in Hinblick auf alle gesetzlichen Ge- und Verbote. Darüber hinaus solldie Übereinstimmung mit allen gesellschaftlichen Richtlinien und Wertvorstellungen, mit Moral und Ethik gewährleistet sein „Ausführungsbestimmungen“ Gesetzgeber und Gesellschaft üben beide Druck aus Abbildung 2: Das Compliance-System der Industrie zur Regeleinhaltung cher akzeptiert diese Einschränkungen immer weniger, insbesondere lehnt er die Praxis der Massentierhaltung ab, zu der auch Schnabelkürzen bei Hühnern, Schwänze kupieren bei Schweinen oder das Enthornen bei Kälbern gehören können. Rund 60 Prozent der Verbraucher präferieren nach eigenen Aussagen ethisch unproblematische Lebensmittel. Andererseits ist nur die Hälfte davon bereit, für das Fleisch artgerechter gehaltener Tiere einen höheren Preis zu bezahlen. Die Philosophie spricht über den Umgang des Menschen mit Tieren von einem moralischen Tierwohl-Dilemma. Sie stellt die Frage nach der Existenz einer Mensch-Tiergrenze und nach deren Verlauf. Es geht letztlich um den Gegensatz Tierausbeutung samt Fleischverzehr vs. „Vermenschlichung“ (Abbildung 3). In den letzten Jahren hat sich die Einstellung zu Nutztieren deutlich verschoben, weg von der Betrachtung als eine „Sache“ in Richtung menschliche Kategorie. Für Primaten werden sogar Menschenrechte eingefordert. Der Verbrauch von Fleisch und Fleischwaren stagniert in den klassischen Industrieländern, steigt dafür weiterhin stark in mehreren großen sich entwickelnden Ländern, ganz besonders in China (Weingärtner und Trentmann 2010). Ca. 7 % der Verbraucher sind nicht zuletzt aus ethischen Gründen Vegetarier geworden, dazu kommt etwa eine dreiviertel Million Veganer. Beide Gruppierungen lehnen das Töten von Tieren als ethisch unzulässig grundsätzlich ab. Eine Reaktion der Lebensmittelwirtschaft ist die Initiative Tierwohl, die auf eine artgerechtere Tierhaltung abzielt. Bei Einhaltung von Tierwohlkriterien, die über den deutschen Standard hinausgehen, wird den Landwirten ein Bonus gewährt. Dieser ist vom Handel in einen Finanzierungstopf eingebracht durch Einbezahlung von 4 Cent je verkauftes Kilogramm Fleisch- oder Wurstwaren. Etwa 85 Prozent der Lebensmitteleinzelhändler nehmen an der Aktion teil, für die kommenden drei Jahre ist ein Gesamtbetrag von 255 Mio. Euro geplant (Initiative Tierwohl 2015). Zusatzstoffe, Clean Label Lebensmittelrechtlich sind etwa 300 Zusatzstoffe erlaubt, die mit sog. E-Nummern oder mit ihrem chemischen Namen auf dem Etikett deklariert sein müssen. Diese Zusatzstoffe haben vor ihrer Zulassung eine mi | Management


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