Management: - Wie Führungskultur funktioniert

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mi | Management Führung made in Germany Wie Führungskultur funktioniert Unser Autor: Dr. Thorsten Bosch ist auf das Thema Führung spezialisierter Unternehmensberater, Buchautor („Führung made in Germany“/Gabal-Verlag), Dozent (Hochschule Fresenius) und Inhaber der Dr. Thorsten Bosch AG in Schondorf am Ammersee. Weitere Informationen zu Autor, Unternehmen und dem Thema Führung auf www.bosch-ag.com bzw. www.fuehrung-made-in-germany.com. Kontakt: bosch@bosch-ag.com Ich habe früher gegenüber eines Bauernhofes gewohnt. An der Scheune, gleich vis-à-vis meines Balkons, prangte ein großes Schild: „Bauern brauchen einen fairen Preis: 40 Cent pro Liter Milch“. Das war vor etwa 10 Jahren. Seinerzeit hat mich das Thema nicht bekümmert. Heute weiß ich, Milchbauern und Molkerei-Industrie sind massiven Turbulenzen ausgesetzt: Ich bin allerdings kein spezifischer Kenner der Milch- bzw. Molkerei Branche. Ich bin erstens Konsument. Als solcher macht mir die Entwicklung Sorge. Der Landwirte wegen. Der Kulturlandschaft wegen. Allen voran der Lebensmittel wegen. Denn davon reden wir letzten Endes und ergo von hohen Erwartungen an Qualität und Hygiene. Das verträgt sich nur eingeschränkt mit einer Diskussion, die sich nach meiner Wahrnehmung – und den Preisetiketten im Laden – fast ausschließlich um den Faktor Preis bewegt. Zweitens bin ich Ökonom und kenne die marktwirtschaftlichen Kräfte, die in Ihrer Branche – wie in jeder anderen – nach effizientem Wirtschaften entlang von Angebot, Nachfrage, Kosten und Preis etc. verlangen. Arla Aus dieser Sichtweise lassen sich bspw. die Aussagen des Vorstandsvorsitzenden der Molkereigenossenschaft Arla Foods verstehen, 500 von 7.000 Verwaltungsstellen zu streichen: „Wir müssen also beweglicher und kosteneffizienter werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen unsere Arbeitsprozesse optimieren.“ und ”Unser weiterer Erfolg hängt von der Fähigkeit unserer Organisation ab, die Wertschöpfung zu erhöhen und profitable Absatzkonzepte … zu entwickeln.“ Durch die ‚Brille eines Top-Managers‘ sind dies völlig nachvollziehbare Zielvorstellungen, schließlich ist er der oberste Verwalter der in Zahlen messbaren Unternehmenswerte. Der Mensch als ‚Human Ressource‘ soll, wie jede andere Ressource, sparsam eingesetzt und effizient gemanaged werden. Was und wie? WAS erreicht werden soll, geht recht klar aus den Aussagen hervor. Diese will ich auch nicht bewerten (nur um nicht falsch verstanden zu werden). Es geht mir um das WIE: Wie das geschehen soll, geht aus dem Zitaten kaum hervor – was ja bei Interna verständlich ist. Ich muss schlicht davon ausgehen, dass man sich intern auch Fragen wie die folgenden beantwortet hat: „Sehen alle im Unternehmen die Notwendigkeit der Entscheidung ein? Wie und durch wen wird die Entscheidung vom Top- Management bis zum Kunden-Sachbearbeiter kommuniziert? Wie gehen wir mit den Widerständen um? Was heißt überhaupt ‚Beweglichkeit‘ – ist das jedem klar? Weniger Mitarbeiter bedeuten mehr Aufgaben je verbleibenden: wer qualifiziert sie dafür? Wer schafft gleichzeitig die Voraussetzungen bzw. Fähigkeiten für ‚Beweglichkeit‘? Wer entscheidet nach welchen Maßstäben, wer entlassen wird?“ Und last but not least: „Wollen wir ‚nur‘ Arbeitsprozesse optimieren oder auch die Mitarbeiter entwickeln?“ Mit Herz und Verstand Führung ist ein wenig vergleichbar mit der Fahrt eines Heißluftballons: Nur wenn immer wieder der Brenner betätigt wird, lässt sich der Ballon auf Höhe halten und der Schwerkraft entgegenwirken. Auch im betrieblichen Umfeld gibt es Gegenkräfte. Begegnet man ihnen nicht mit regelmäßigen Impulsen mit Herz und Verstand, wird Führung wie ein Projekt unter zahllosen anderen kommen und wieder gehen – bleiben wird dann nur die Entfremdung der Mitarbeiter. 34 2 2017 | moproweb.de


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