mi-Meinung: - Kommentar: Das Jahr der Weichenstellungen - Klartext: Kuhglocke 2.0

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mi | mi-Meinung Redaktion 2017 verspricht neben einem sehr wahrscheinlich wieder besseren Marktverlauf und damit einhergehend deutlich höheren Michpreisen vor allem eines: in diesem Jahr werden Weichen für den Übergang in das kommende Jahrzehnt gestellt. Dies gilt nicht nur für die anstehenden Bundestagswahlen, sondern besonders auch für die Agrarpolitik der EU. Noch dürfte es zu früh sein, hierüber eine Bewertung abzugeben. Aber eines zeichnet sich schon jetzt ab, das Greening wird bei der Agrarstützung weiter ausgebaut 4 2 2017 | moproweb.de Das Jahr der Weichenstellungen Kuhglocke 2.0 Der Milchsektor muss sich auf Abbau der staatlichen Unterstützung einstellen werden. Wieviel Geld die Gemeinschaft überhaupt noch für die Landwirtschaft aufwenden wird, steht überdies völlig offen. Wenn sogar schon Agrarkommissar Hogan in seinen diesbezüglichen Äußerungen eher zurückhaltend ist, steht zu befürchten, dass der mit fast 60 Milliarden Euro größte einzelne Ausgabenblock im EU-Etat für die Zeit nach 2020 Einschnitte hinnehmen werden muss. Zu groß sind die Aufgaben, denen sich die EU in anderen Bereichen gegenübersieht. Zu nennen ist hier sicher die Verteidigung, bei der sich die EU nach Trumps wiederholten Ankündigungen, für das Bündnis weniger aufwenden zu wollen, auf eigene Füße stellen muss. Auch die Kosten im Zusammenhang mit der anhaltenden Immigration dürften am Agrarhaushalt zehren. Obendrauf kommt der Brexit, der in der Summe deutlich geringere Einnahmen für die EU bedeutet. In Brüssel zeichnet sich parallel ab, dass grüne Themen noch populärer als bisher werden, und dies fast quer über die ganze Bandbreite der politischen Einflussnehmer. Dies wird bedeuten, dass die oft auch als Gießkannenförderung geschmähte Erste Säule der Agrarförderung in noch zu bestimmenden Teilen zielgerichtet in Förderungsmaßnahmen mit grünem Charakter umgewidmet wird. Tritt dies ein, also reduziertes Gesamtbudget und noch stärkeres Greening, dann wird dies direkte Auswirkungen auch auf den Milchmarkt haben. Vorausgesetzt, es tritt bis 2020 keine weitere Marktverwerfung ein, dann könnte 2016 eventuell das letzte Jahr markieren, in dem die EU in nennenswerter Höhe in den Märkten intervenieren konnte. Denn es kann keinen Zweifel geben, dass bei einem Kappen der Budgets an allen Ecken und Kanten auch für das Sicherheitsnetz weniger Mittel bereit stehen werden. Dass Brüssel ohnehin längst die Lust an der Intervention verloren hat, erklärte Hogan ja erst kürzlich auf der EDA-Jahrestagung in Nizza. Je nach Ausgang der Bundestagswahlen wird Deutschland in Brüssel ab 2018 wohl auch nicht mehr als Anwalt der Interessen seines Agrarsektors agieren. Eine immer noch nicht ganz unmöglich erscheinende Rot-Rot-Grün-Regierung wird keinerlei Akzente für die Landwirtschaft setzen, allerlei buntfarbige Regierungskoalitionen, wenn sie denn kommen, werden ebenfalls kaum einen agrarischen Stellenwert erkennen; hier wäre eine weitere Groko eventuell noch die beste Wahl, rein aus Sicht der Milcherzeuger. Der Milchsektor wird also wohl oder übel lernen müssen, wie er ohne wirkliche staatliche Förderung auf eigenen Beinen stehen kann. So hart es anmuten mag, bis 2020 müssen passende Strukturen in der Vermarktung und auch in der Erzeugung entwickelt werden, denkt Roland Soßna. Wie man Tierwohl und Elektromobilität unter einen Hut bringen kann Wir leben, Sie haben es wohl mitbekommen, in einer Zeit des absoluten Umbruchs. Sowohl was das Tierwohl angeht, als auch was das Unwohl nicht nur des passionierten Autofahrers betrifft. Nutztiere werden zu Streichelzooobjekten umgewidmet, nicht weil der Aldi-Kunde es will, geschweige denn bezahlt, sondern weil die NGOs nach Jahrzehnten des Bohrens und Baggerns endlich Unterstützung durch eine endgültig regelungshysterisch gewordene Politik erfahren. Ähnlich ist es beim Kraftfahrzeug, das zum Kraftstehzeug wird, weil man aufgrund willkürlichen Plakettenzwangs bald nirgendwo mehr hin- bzw. einfahren kann. Doch Abhilfe kommt, zum einen mit dem staatlichen Tierwohllabel, zum anderen mit dem Elektromobil. Und hier bietet sich auch gleich die Teilfusion beider Bereiche zwingend an. Man kann es Kühen in unserer aufgeklärten Zeit nicht mehr zumuten, dass sie den ganzen Tag unter einer ihnen umgeschnallten Glocke leiden. Zugleich bewegen sich e-Mobile so leise fort, dass sie ohne Modifikation zur echten Gefahr für den Straßenverkehr werden. Was kann also mit den abzulegenden Glocken besseres geschehen, als dass man sie an die elektrischen Vehikel hängt? Zum Wohle aller, der Kühe wie der Fußgänger – Nostalgie und Hightech gehören eben zusammen, meint Roland Soßna.


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