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Abbildung 2: Digitale Hebel tragen zur Optimierung bzw. End-to-End-Integration
der Wertschöpfungskette bei
Die Branche ist seit
Jahren auf dem Digitalisierungspfad
Die digitalen Werkzeuge oder Hebel sind
in ihrer Vielfalt kaum mehr zu überblicken.
Unterschiedlichste Ansätze gibt es im
Wertschöpfungsprozess von der Milcherzeugung
bis zum Konsumenten (siehe Abbildung
2). Klar erkennbar ist jedoch, dass
die Molkereiindustrie den Digitalisierungspfad
bereits seit vielen Jahren beschreitet.
Es beginnt mit vernetzten Melkmaschinen
bzw. bereits mit der bedarfsgerechten, digital
gesteuerten Fütterung und Medikation.
Krankheiten bei Kühen werden schneller erkannt
und keimbelastete Milch kranker Kühe
führt nicht zur Vernichtung einer gesamten
Tagesproduktion. Daten zur Milchqualität
bzw. -beschaffenheit werden an die Molkerei
übermittelt, bevor diese dort eintrifft.
Die Planung und Steuerung von Produktion
und Logistik erfolgt mithilfe von Echtzeitdaten
und modernster Produktionstechnologie
hoch automatisiert. Die Schnittstelle zu
den (Handels-)Kunden wird ebenfalls mehr
und mehr digital integriert. Edeka, Lidl und
Co. arbeiten intensiv an ihrer eigenen Digitalisierungsagenda,
wodurch die Einbindung
der Lieferanten unaufhaltsam voranschreitet.
Sowohl Molkereien als auch Handel
nutzen Daten über Konsumenten bzw. Konsumverhalten,
um ein möglichst passendes
Produkt- bzw. Leistungsangebot anzubieten
und zu vermarkten – sowohl auf klassischem
wie auch digital unterstütztem Weg.
Die hier aufgezeigten digitalen Hebel
orientieren sich am existierenden Wertschöpfungsprozess
und bewirken – zielgerichtet
ein- und umgesetzt – signifikante
Umsatz- und Kosteneffekte. Erfahrungsgemäß
ist es für Lebensmittelhersteller
ratsam, diesen fundamentalen Schritt der
Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells
mit Priorität voranzutreiben.
Digitalisierungs-
optionen
Zusätzlich ist es sinnvoll, neue, disruptive
Geschäftsmodelle nicht außen vor zu lassen
und über innovative Geschäftsansätze
nachzudenken. Eine eigene Projektgruppe,
die diese organisatorisch autark erarbeitet,
ist empfehlenswert.
Jede Molkerei muss nun zusätzlich zu ihren
ersten digitalen Ansätzen aus dem „Potpourri“
an Digitalisierungsoptionen einen
eigenen und machbaren Digitalisierungsweg
erarbeiten und beschreiten. Dabei greift es
zu kurz, die unterschiedlichen digitalen Aktivitäten
zu bewerten und zu priorisieren.
Viel entscheidender ist es, ein ganzheitliches
Konzept zu erarbeiten, in dem die relevanten
Hebel ineinander greifen und auf die
zukünftigen Kunden- und Konsumentenbedürfnisse
ausgerichtet sind. Damit lassen
sich nachhaltig Ertragskraft und Zukunftsfähigkeit
des existierenden Geschäftsmodells
stärken.
Bei der Erarbeitung eines ganzheitlichen
Ansatzes müssen mehrere Dimensionen
im Blick gehalten und aufeinander
abgestimmt werden (siehe Abbildung 3).
Ausgangspunkt ist die Aktualisierung und
Verschmelzung von Unternehmens- und
Digitalisierungsstrategie (Ebene 1). Hierfür
sind die Prioritäten abzugleichen, damit die
Digitalisierung die zentralen strategischen
Stoßrichtungen unterstützt – schließlich
bedingt beispielsweise eine internationale
Markenstrategie andere Digitalisierungshebel
als eine vorwiegend kostenorientierte
Commodity-Strategie.
Bei der regelmäßigen Strategiearbeit
spielen heute neben den Zukunftssze