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Redaktion
Was die Lizenzgebühren für die Dualen
Systeme angeht, steht alles auf
Kostensteigerung. Herbeigeführt
wird dies durch das ab 2019 geltende Verpackungsgesetz,
das mit einigen sehr schwammigen
Formulierungen weiterhin Raum für Kreativität
in den Gebührenstaffeln der aktuell zehn
Dualen Systeme lässt.
Gemeint ist der Paragraph 21 im VerpackG,
der als Zukunftsvision die Förderung als „umweltfreundlich“
erachteter Verpackungen vorsieht.
Verpackungen, die sich durch einen hohen
Nawaro- oder Recyclatanteil auszeichnen oder
aber einfach nur topp in Sachen Wiederverwertbarkeit
abschneiden, sollen in den Lizenzgebührstaffeln
für den Grünen Punkt in den
4 2 2018 | moproweb.de
Bleibt die Milchwirtschaft
weiter der Zahlesel?
Kein Plan?
Das neue Verpackungsgesetz eröffnet
Spielraum für Manipulation
Genuss von Bonus-, sprich Transferzahlungen
kommen. Doch wer soll das überprüfen? Diese
Vision, von mehr darf nicht gesprochen werden,
wurde mit Rücksicht auf die Grünen bzw.
verwandte NGOs in den Gesetzestext aufgenommen
– offenbar ohne, dass irgendjemand
ernsthaft über die Implikationen nachdenken
wollte. Denn es wird den Dualen Systemen völlig
frei gestellt, wie sie die Vision umsetzen, sie
müssen lediglich einmal im Jahr einen Bericht an
die „Zentrale Stelle“ geben, die wiederum an die
Aufsichtsbehörde Umweltbundesamt Report
erstattet. Diese Berichte der Dualen Systeme
müssen nicht durch auditierte Zahlen gestützt
werden, sie unterliegen lediglich einer Plausibilitätsprüfung.
Aufbauend auf den Erfahrungen
der Vergangenheit darf gefolgert werden, dass
diese in unverändert hartem Preiswettbewerb
stehenden Unternehmen ähnlich reagieren
werden wie in der Vergangenheit, mit Nebelkerzen,
Verschleierung, Schmus und Schmäh, gilt
es doch die Kundschaft zu halten. Zu befürchten
ist dabei, dass es allerlei verdeckte Quersubventionen
zu Gunsten schwer verwertbarer
Kunststoffe auf Kosten anderer Verpackungsmaterialien,
die gemeinhin einfach zu recyceln
sind, geben wird, ja geben muss, denn das Gesamtsystem
muss ja finanziert werden.
Damit wären wir bei der Milchindustrie als
größtem Einzelzahler von Lizenzgebühren. Es
könnte durchaus dazu kommen, dass am Ende
die Volumenverpackungen für flüssige Mopro
für die Vision im VerpackG als Melkkühe ein-
Die Milchindustrie hat nicht eine, sondern Millionen Strategien
Hat die deutsche Molkereibranche keine
Strategie? Ist sie deshalb ausländischen
Wettbewerbern unterlegen
und den Heuschrecken im LEH hilflos ausgeliefert?
Solches und ähnliches hätte man denken
können, wäre man als Branchenfremder irgendwie
in den Milchpolitischen Frühschoppen in
Berlin geraten.
stehen müssen, auch und gerade um Kunststoffverpackungen
im Dualen System halten zu
können. Tatsächlich ist es ja genau diese Kategorie,
die sich bisher aufgrund niedriger Recyclingquoten
nicht viele Initiativen in Sachen Wiederverwertung
entwickeln musste. Nachdem
aber nun China als Markt für gebrauchte Kunststoffverpackungen
weggefallen ist, gerät die
Kunststoffkette unter akuten Druck. An sich
müssten die Versäumnisse der Vergangenheit
nun in höchster Geschwindigkeit aufgearbeitet
werden; sicher hofft man bei den Granulat- und
Verpackungsherstellern darauf, den mit § 21
VerpackG eröffneten Freiraum wenigstens zum
Teil nutzen zu können. Klar ist aber auch, dass
eine künftige bessere (stoffliche) Verwertung
von Verpackungskunststoff dennoch unausweichlich
wird und dies wiederum die Kosten für
das Duale System in die Höhe treiben wird.
Molkereiunternehmen wären gut beraten,
bei der Wahl ihrer Verpackungen stärker auf
die Recyclingfähigkeit zu achten und bei der
Zeichnung neuer oder bei der Verlängerung bestehender
Lizenzverträge dem Dualen System
ihres Vertrauens nun noch genauer auf die Finger
zu schauen und belastbare Zahlen einzufordern.
Zumindest sollten Preisanhebungen beim
Grünen Punkt oder beim Verpackungsmaterial
gründlich geprüft werden, die wegen „Verbesserungen
beim Kunststoffrecycling“ verlangt
werden. Ansonsten könnte die Milchindustrie
nämlich vom Zahlesel zum Zahlelefanten der Nation
werden, fürchtet Roland Sossna.
Aber man war ja unter sich und konnte munter
drauflos plaudern, so wie Hans Foldenauer
über seine Utopie von der freiwilligen Mengenbegrenzung.
Sie hielt der Diskussion zwar keine
Minute stand, aber sie scheint sich umso fester
in das Denken mancher Zeitgenossen gebrannt
zu haben. Da hilft kein Gehirnreset mehr, es
müsste schon die Festplatte getauscht werden,
was bei biologischen Systemen nur schwer zu
machen ist.
Was nebenbei auf der Veranstaltung auch klar
wurde: die deutsche Milchindustrie hat nicht eine,
nein, sie hat Millionen Strategien. Von da her besteht
also kein Mangel, meint Roland Sossna.