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Selbst-Sabotage
Widerstände gegen Veränderungen
Unser Autor: Gerhard Heinze, HRP Heinze Consultants, Kantstraße 24, 51570 Windeck, Telefon: +49 2292 68 06 91.
Gerhard Heinze ist Maschinenbau-, REFA- und Sicherheitsingenieur. Er ist Leiter der HRP Heinze Gruppe mit Sitz
in Windeck. Das Unternehmen gehört im deutschsprachigen Raum zu den führenden Anbietern bei der Gestaltung
von Veränderungsprozessen.
Die sieben selbstsabotierenden
Denkmuster, die uns von Veränderungen
fernhalten, sind:
1. Katastrophen-Denken: Sich selbst Angst machen
2 Selbstverleugnungs- Denken: Die Lebensinteressen
anderer über die eigenen stellen
3. Druckmacher-Denken: Sich und andere unter
Druck setzen
4. Bewertungs-Denken: Sich und andere bewerten
5. Regel-Denken: Sich an rigide, willkürliche
oder überholte Regeln klammern
6. Misstrauens-Denken: Sich selbst und anderen
chronisch misstrauen
7. Übermotivations-Denken: Verdrängen, sich
extrem euphorisieren und übermotivieren
Hiervon geht Petra Bock in ihrem Buch „Mindfuck:
Warum wir uns selbst sabotieren und was
wir dagegen tun können“ aus.
Mischformen,
die es in sich haben
Häufig können wir bei uns selbst nicht nur
eine einzelne Art der Selbstsabotage, sondern
gleich eine ganze Kaskade von Denkmustern
beobachten, die nacheinander ablaufen
und sich wie ein Zahnrad in das andere
fügen. Sind wir einmal drin in diesem Räderwerk,
haben wir uns in unser eigenes Denken
verstrickt und geben meistens auf. Und der
Stress steigt. Sehen wir uns an, wie verschiedene
Denkmustern ineinandergreifen, wenn
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wir zum Beispiel Zeitdruck produzieren. Frau
Meier muss bis zum Nachmittag ein wichtiges
Projekt zu Ende bringen. Meine Güte, schon
so spät. Und es ist noch so viel zu tun. Das
schaffe ich ja nie (Jammern)! Wenn ich das
nicht schaffe, bekomme ich Probleme mit
meinem Chef. Die Gehaltserhöhung kann ich
dann sowieso gleich vergessen (Katastrophe).
Komm, streng dich an, du musst da jetzt
durch, sonst hat das wirklich schlimme Konsequenzen
(Druckmacher). Du hast es doch immer
geschafft (Übermotivation). Aber ich bin
so müde und ausgelaugt. Ich kann nicht mehr
(Jammern). Wenn die Vorlagen meines Kollegen
besser gewesen wären, wäre ich längst
fertig (Bewertung) ...
Auf diese Weise kann es noch bis zum Nachmittag
im Kopf von Frau Meier weitergehen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie langsamer ist
und mehr Fehler macht, nimmt mit diesem inneren
Ablenkungsszenario stetig zu. Kennen
Sie ähnliche Geschichten?
Es ist sehr hilfreich für die eigene Sensibilisierung,
sich die ganz persönlichen ineinandergreifenden
Denkmuster immer wieder zu
notieren, wenn sie auftauchen. Wir bekommen
damit einen sehr zuverlässigen Blick dafür,
wie unsere innere Stimme arbeitet und
wie wir uns genau in Schach halten. Das aber
erleichtert uns, in einem weiteren Schritt die
Selbstsabotage abzustellen.
Was alle sieben
Denkmuster verbindet
Was man bei der Untersuchung des Phänomens
quer durch alle seine Muster beobach-
ten kann, ist Folgendes: Befindet sich unser
Denken im Selbstsabotierungs-Modus, verallgemeinern
wir unsere Erfahrungen und machen
daraus einschränkende Lebensregeln.
Weil uns einmal etwas Unangenehmes widerfahren
ist, versuchen wir, uns zu schützen, indem
wir unsere natürliche Neugierde auf ein
Leben mit Horrorszenarien, rigiden Regeln,
Schubladendenken und anderen Strategien
reduzieren. Neues scheint für unser Innerstes
also bedrohlich zu sein. Wir bleiben lieber in
der berühmten bekannten Komfortzone, als
das Wagnis einer Erweiterung unserer Glückszone
einzugehen. Jede Art von Denkmuster
ist dafür ein sehr zuverlässiger Helfer. Es entsteht
die bekannte »Lieber den Spatz in der
Hand als die Taube auf dem Dach« – Mentalität.
Wenn wir so denken, haben wir uns selbst
darauf konditioniert, nur noch sehr wenig
vom Leben zu erwarten. Unser Wunsch, die
Kontrolle über uns und unser Leben behalten
zu wollen, führt uns beim Denken dazu, jeden
noch so schüchternen Schritt ins Neuland als
existenzielle Bedrohung zu werten. Hinter jeder
Selbstsabotage steht deshalb eine Form
von Angst. Im Katastrophen-Denken ist sie
sogar das Mittel, das die innere Stimme direkt
nutzt, um uns einzuschüchtern. Die Sprache,
in der wir im Selbstsabotierenden-Modus
denken, ist gekennzeichnet von Bewertungen
und Druck. Sie äußert sich in Wörtern wie
»müssen«, »sollen« oder »dürfen«. Es gibt also
einen Blickwinkel, der vor allem Pflichten und
Berechtigungen oder Verbote sieht. Manchmal
sprechen wir mit uns wie ein strenger Elternteil
mit einem unmündigen Kind. Irgend