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molkerei-industrie_10_2016

10 2016 | moproweb.de 21 sität auf die Emissionsintensität geben. Hierzu sollen die Kriterien angepasst werden, anhand derer die Abwanderungsbedrohung festgestellt wird. Das würde Sektoren wie Stahl, Aluminium und Chemie entgegen kommen. Wer letztlich auf der CL-Liste stehen wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Carbon Leakage ist die Gefahr, dass Unternehmen ihren Standort außerhalb der EU verlagern und zwar in Länder mit schwächeren Klimaauflagen, um die mit der Teilnahme am EU-Emissionshandel verbundenen Kosten zu umgehen. Die neue CL-Liste wird zehn Jahre bestehen bleiben (die letzte CL-Liste bestand nur fünf Jahre). Dies wird den Unternehmen mehr Investitionssicherheit verschaffen. Die Gesamtmenge der Zertifikate soll begrenzt und rückläufig sein, um den Zertifikatspreis anzuheben, den Anreiz zu CO2-armen Innovationen zu erhöhen und die Emissionen zu reduzieren. Weniger effiziente Unternehmen müssen sich Zertifikate zukaufen. So wird die jährliche Herabsetzung der Gesamtmenge der auf dem Markt ab 2021 erhältlichen Zertifikate statt bei 1,74 Prozent wie bisher auf 2,2 Prozent erhöht werden. Durch diese Maßnahme wird ein Emissionsrückgang um 43 Prozent bis 2030 im Vergleich zu den Werten von 2005 erwartet. Zudem sollen auch die Benchmark- Werte aktualisiert werden, um dem technologischen Fortschritt Rechnung zu tragen. Jedoch wird es dafür wohl keine Datenerhebung über die emissionsärmsten Techniken in den einzelnen Sektoren geben, sondern nur eine pauschale Anhebung der aktuell geltenden Benchmarks um 1 Prozent jährlich bis 2025. Die Kommission versucht mehr Flexibilität der Produktionsdaten in das System aufzunehmen, d. h. Produktionssteigerungen oder -minderungen sollen erfasst werden. Des Weiteren werden die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, Einkünfte aus der Versteigerung für Ausgleichszahlungen im Einklang mit den Regeln für staatliche Beihilfen zu verwenden (indirekte CO2-Kosten). Durch die Reform soll auch die verabschiedete Marktstabilitätsreserve zur Anwendung kommen, um den Emissionshandel zu stärken. Sie sieht eine Anpassung des Angebots an Zertifikaten auf dem Emissionshandelsmarkt vor. Sofern ein Überschuss von mehr als 833 Mio. Zertifikaten vorliegt, wird die Versteigerungsmenge Codieren, markieren & etikettieren Halle 7, Stand 7-429 des jeweiligen Jahres um 12 Prozent des Überschusses verringert. Ähnliches gilt bei einer Unterschreitung von Zertifikaten. Die Maßnahme wird am 1. Januar 2019 starten. Die 900 Mio. © alpegor – Fotolia.com Anzeige Wir machen den Unterschied! Weitere Infos: www.domino-deutschland.de Zertifikate, die von 2014 – 2016 zurückgehalten wurden (sog. Backloading) und Zertifikate aus der 3. Handelsperiode, die nicht versteigert wurden, werden direkt in die Marktstabilitätsreserve überführt werden. Damit soll eine Stabilisierung des CO2-Preises erreicht werden. Im Zusammenhang mit der Revision des EHS werden auch durch den angekündigten Austritt Großbritanniens aus der EU vielfältige Fragen aufgeworfen. Scheiden die Briten aus dem Emissionshandel aus oder bleiben sie wie Norwegen, Liechtenstein und Island als EWRMitglied daran beteiligt? Aber ob die Briten sich nach einem Austritt aus der EU dann durch eine EWR-Mitgliedschaft wieder vielen EU-Normen beugen wollen, ist sehr zweifelhaft. Bei einem Austritt aus dem EHS würden wohl etliche britische Kraftwerksbetreiber und Industriebetriebe ihre Zertifikate auf den Markt bringen, da sie sie ja nicht mehr bräuchten. Das würde zu einem erheblichen Preissturz der Verschmutzungsrechte führen, da Großbritannien nach Deutschland der zweitgrößte Treibhausemittent ist. Der CO2-Preis ist ohnehin schon im Keller. Es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Milchindustrie auch Früchte tragen und sie wieder mit ihren Produkten auf die CL-Liste kommt, gerade in den bewegten Zeiten der Agrarmärkte.


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