mi-Meinung: - Kommentar: Kommt die Branchenorganisation? - Klartext: Alles suboptimal

molkerei-industrie_10_2016

mi | mi-Meinung REDAKTION Bis vor kurzem hätte kaum einer angenommen, dass sich Deutschland irgendwann einmal eine Branchenorganisation Milch (BO) überstülpen könnte. Nach dem „Strukturgespräch“ Anfang September scheint es nun aber nicht mehr ganz so abwegig anzunehmen, dass sich diejenigen, die Marktgesetze nicht verstehen oder sie bewusst ignorieren, durchsetzen könnten. Die Idee für eine BO genießt bei den Bauern und in der Politik Popularität, den beiden „Stakeholdern“, die nun ganz gewiss kein Kilo Butter oder Milchpulver verkaufen. Das Konzept für eine Branchenorganisation, rechtlich als Branchenverband tituliert, basiert auf südeuropäischen bzw. im franzökam 4 10 2016 | moproweb.de Kommt die Branchenorganisation? Auch eine noch so diktatorische Einrichtung kann nichts am Marktverlauf ändern Suboptimale Woche, suboptimale Politik Fehlbesetzungen überall und allenthalben Die Kalenderwoche 38 verlief für die Branche trotz steigender Erlöse eher suboptimal. Denn Agrarminister Schmidt wies wieder einmal nach, dass er vom Milchmarkt eher wenig Ahnung hat, außerdem grätschte DER SPIEGEL mit bewusster Imageschädigung herein. Christian „Planlos“ Schmidt wollte die Milchwirtschaft dazu vergattern, mit der Branchenorganisation eine Scheinlösung zu unterschreiben, damit aber nicht durch und ist jetzt eventuell vergrätzt. Intern kann ihn ja keiner mehr bremsen oder beraten, nachdem er den einzig verbliebenen Hochrangigen mit Erfahrung geschasst hat. Wäre Schmidt doch lieber bei der Militärpolitik geblieben, da hätte er ökonomischen Unsinn immer noch mit Befehlsgewalt durchbekommen. Aber so? Im Agrarbereich müsste er überzeugen, aber genau da hapert es. Was lernt man daraus? Ganz einfach, der Milchpreis muss passen, dann kommt es auch zu keinen politischen Kapriolen. Und: Politiker sollten, auch wenn Amt und spezielle die Besoldung noch so sehr verlocken, besser da bleiben, wo sie noch am ehesten hingehören. Und noch etwas: man muss DER SPIEGEL nicht kaufen und den Literroristen von foodwatch & Co. darf man ruhig mal eine vor den Latz geben, denkt Roland Soßna. sischen Raum etablierten Intetprofessionen. In diesen Ländern traut man Landwirten von jeher eher kaum zu, dass sie zum Überleben in einer Marktwirtschaft fähig sind. Ihren Weg ins EU-Recht fand die BO dann im Jahr 2009 im Zuge der politischen Aufarbeitung der ersten Milchmarktkrise. Frankreich besitzt mit der Einrichtung CNIEL eine solche BO. Dass Frankreich jedoch die aktuelle Marktkrise damit besser als BO-lose Länder bewältigt hätte, ist ein Gerücht. Eine BO kann, ist sie erst offiziell anerkannt, quasi alles für die betroffene Branche regeln. Ihre Beschlüsse können ggf. nämlich für alle, auch für Nichtmitglieder, bindend werden. So könnte eine deutsche BO durchaus – was auch von Bauern- bzw. Politikseite (hier aus ganz offenkundigem Motiv) angestrebt wird – die noch geltende Vertragsfreiheit zwischen Milchkäufern und -verkäufern aufheben und durch einen deutschlandweit geltenden Einheitsvertrag ersetzen, sofern dieser genehmigungsfähig ist, was bei der aktuell herrschenden politischen Ideologie ganz sicher gegeben wäre. In diesem Vertrag würden dann, dem französischen Vorbild entsprechend, Milchpreise für eine bestimmte Zeit vorab festgelegt. Was zunächst aus Erzeugersicht attraktiv aussieht, kann sich im Fall eines sehr schnellen Absturzes der Erlöse im Milchmarktzyklus als Bumerang erweisen. Denn dann würde das über Jahrzehnte angesammelte Eigenkapital der Milchverwerter, v. a. der Genossenschaften, sehr schnell verbrennen. Im umgekehrten Fall blieben den Bauern Erlöse ganz einfach vorenthalten. Tatsache ist, dass der Milchmarkt inzwischen global determiniert wird und dass sich Marktteilnehmer in anderen Weltregionen kaum von einer deutschen BO und deren Milchpreis sprich Erlöserwartung beeindrucken lassen werden – vom Handel erst gar nicht zu reden. Markseitig, halten wir fest, kann eine BO nichts bewirken. Was evtl. interessant an einer deutschen BO sein könnte, ist dagegen, dass sie z. B. für generische Imageförderung von Milch Mittel aus Brüssel holen kann. Damit ließe sich eine Art Mini-CMA bilden, die sich im Gegensatz zur beerdigten Marketinggesellschaft ausschließlich der Milch widmen könnte. Allerdings gilt hier immer das Prinzip der Kofinanzierung, 20 bis 40 Prozent der Mittel sind vom Antragsteller selbst einzubringen. Wenn die deutschen oder europäischen Großmolkereien dann aber entsprechend zur Kasse gebeten werden, wird es unvermeidlich zum Schwur kommen. Sie werden die Millionenbeträge wohl lieber (und besser) für das eigene Marketing ausgeben, wettet Roland Soßna.


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