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Milch-Marketing_01_2016

DARUM KAUFE ICH KEINEN VEGANEN „KÄSE“ 53 % 01/16 · milch-marketing.de 15 Die Supermärkte in Deutschland bieten ein zwar noch begrenztes, aber wachsendes Sortiment milchfreier „Käse“ an, die den populären Käsesorten wie Edamer oder Mozzarella zumindest optisch stark ähneln. Diese Käse-Alternativen werden meistens auf Basis von Sojabohnen, aber auch aus Reis, Nüssen, Erbsen, Hefeextrakten und gehärteten pflanzlichen Fetten hergestellt. Die Anzahl der Launches solcher Produkte ist in Deutschland zwar noch recht übersichtlich, doch deutlich größer als im übrigen Europa. Ganze 40 Prozent aller Launches von veganem „Käse“ zwischen 2012 und 2014 wurden in Deutschland registriert, vor Spanien (17 Prozent), Großbritannien (17 Prozent) und Finnland (7 Prozent). Der Wachstumsmarkt ist bisher dominiert von einheimischen Spezialisten wie Wilmersburger, Lord of Tofu, Veggie Filata, Grano Vita oder Importprodukten von Vegusto No-Muh oder Soyana-Marken. Verbraucher sind noch mehrheitlich skeptisch Während das Geschehen auf dem wachsenden Markt der milchfreien „Käse“ von Spezialherstellern dominiert wird, ist die Entwicklung im Bereich des veganen „Fleisches“ schon etwas weiter fortgeschritten. Auch etablierte Unternehmen aus dem Fleischsektor nutzen bereits das riesige Marktpotenzial außerhalb ihrer ursprünglichen Betätigungsfelder. Das Unternehmen Rügenwalder Mühle zum Beispiel, das eine führende Position als Fleischverarbeiter in Deutschland innehat, hat im Dezember 2014 ein erstes Sortiment vegetarischer Wurstprodukte auf den Markt gebracht. Rügenwalder geht dabei davon aus, dass es mit seinen fleischfreien – inkl. veganen – Angeboten bis zum Jahr 2020 Bevorzuge echten Käse Mag den Geschmack nicht Zu künstlich Zu teuer Konsistenz gefällt mir nicht Kaum verfügbar 30 % 28 % 25 % 17 % 8 % Basis: 885 Internetnutzer über 16 Jahre Quelle: Mintel Veganer Keese mit Tomaten und Kräutern von Grano Vita in Radolfzell ist laktose-, gluten- und hefefrei und kann kalt oder heiß auf Brot verzehrt werden Frei von fast allem – „schmeckt aber wie Käse“. Das ist die Botschaft von Veggi Filata von Axel Brinkhaus (Gut von Holstein) in Bad Bramstedt. VeggiBelle No. 01 von der Tofumanufaktur Christian Nagel in Ellerbek ist eine vegane Zubereitung nach Hirtenart und wird wie Käse gereift Die Wilmersburger Käse-Alternativen von Clasoft sind vegetarisch, laktosefrei und deshalb auch vegan mindestens ein Drittel seines Umsatzes bestreiten wird. Und auch Hersteller von Fertiggerichten wie Frosta tragen der steigenden Verbrauchernachfrage nach fleischfreien Lebensmitteln Rechnung und bauen ihr Portfolio entsprechend aus. Während sich der Markt der fleischfreien Produkte sehr dynamisch entwickelt, steht der Sektor der veganen „Käse“ dagegen vor ungleich größeren Herausforderungen, insbesondere, was Geschmack und Qualität der Produkte anbetrifft. Laut einer Befragung aus dem Jahr 2014 gaben acht Prozent der Verbraucher an, dass sie veganen „Käse“ kaufen/essen. Das ist schon eine ziemlich respektable Größenordnung, wenn man betrachtet, dass laut Schätzungen lediglich ein Prozent der Bevölkerung streng vegan lebt. Die Mehrheit der Verbraucher ist nach wie vor skeptisch. Nach den Gründen gefragt, warum sie keinen veganen „Käse“ essen, gaben mehr als die Hälfte an, dass sie echten Käse bevorzugten. Andere Bedenken waren der Geschmack und die fehlende Natürlichkeit. Die Hersteller setzen bei der Produktion bestimmte Geschmacksstoffe und Substanzen ein, um auf diese Weise hinsichtlich Mundgefühl und Geschmack möglichst nah an die Käse-Originale heranzukommen. Und sie lancieren Produkte mit weniger Zusatz- und Konservierungsstoffen. Aber da Veganismus nach wie vor mit den Aspekten Gesundheit und Natürlichkeit assoziiert wird, wirken sich der hohe Gehalt an pflanzlichen Fetten und auffällig lange Zutatenlisten so mancher Produkte negativ auf das Image der veganen „Käse“ aus. Hohe Fettgehalte, Stabilisatoren, Konservierungs-, Aroma- und Farbstoffe widersprechen der Vorstellung von den Better for your life-Lösungen und reduzieren die Vorteile veganer „Käse“ allein auf das Argument des Tierwohls. Insofern haben die Hersteller mit entsprechenden Produkten noch einen langen Weg vor sich, sich hinsichtlich des natürlichen Qualitätsimages auf Augenhöhe zu den konventionellen Käse-Originalen emporzuarbeiten.


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