Abbildung 2: Energiebezugsentwicklung (Abb.: Müller Beckmann GmbH)
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Zur Vorerwärmung des VE-Wassers werden
die Abgasströme des BHKWs und des
Dampfkessels ausgenutzt. So wird das VEWasser
durch Brennwertwärmetauscher
um 45 Kelvin erwärmt. Die Leistung dieser
neu installierten Wärmetauschers liegt
beim Dampfkessel bei 264 kW und beim
BHKW bei 535 kW. Diese Maßnahme führt
zu einer jährlichen Erdgaseinsparung von
rund 1.400 MWh und eine jährlichen CO2-
Einsparung von rund 350 Tonnen.
Sanierung und
Infrastruktur
Im Rahmen des Projektes wurden u. a.
umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im
Rohrleitungsbau, die Installation von einer
Wasserenthärtungsanlage zur Verbesserung
des Anlagenbetriebes an den Produktionsmaschinen
und die Installation
eines neuen Speisewassermoduls inklusive
neuer Entgasung durchgeführt.
Gesamtlösung
der Effizienzverfahren
Für alle Effizienzlösungen war eine Investition
in Höhe von 3.910.000 Euro notwendig.
Die aufgeführten Maßnahmen
generieren Kosteneinsparungen von rund
1.430.000 Euro und CO2-Einsparungen von
rd. 6.440 Tonnen pro Jahr. Letzteres verdeutlicht,
dass die CO2-Einsparungen dieser
integralen Lösung mit 34 % überdurchschnittlich
hoch ist.
Finanzierungsberatung
Die gesamten Maßnahmen, d. h. BHKW,
Vierzug-Dampfkessel, neue TNV, Heizungssystem,
WRG-Systeme, Abgaskaminanlage,
neues Gebäude, Regelungstechnik,
Planungs- und Genehmigungskosten, etc.,
mit einer Gesamtinvestition in Höhe von
3,9 Mio. € wurden durch ein neuartiges Finanzierungsmodell
als Off-Balance-Lösung
über einen Zeitraum von rd. 6 Jahren finanziert.
Der Kunde erhielt die Möglichkeit,
während der Umbauphase das Finanzierungsvolumen
und die Maßnahmen noch
flexibel anzupassen.
Hierdurch war es überhaupt möglich u. a.
die während der Bauphase erst entschiedenen
Sanierungsmaßnahmen in die Finanzierung
mit aufzunehmen. Bereits vom ersten
Tag an konnte durch die hohen Energieeinsparungen
eine signifikante Kostenentlastung
unter Berücksichtigung aller Finanzierungs
und Betriebskosten erreicht werden.
Projektmanagement
Das Projektmanagement hatte dem Kunden
die Projektrealisierung zum Festpreis
ohne Nachträge zugesagt. Ebenfalls war
eine termingerechte Anlagengenehmigung
zu erreichen, damit die KWK Förderung
sichergestellt werden konnte. Obwohl
hierfür nur 3 Monate zur Verfügung
standen und die Genehmigung durch die
Behörde auf den Gesamtstandort ausgedehnt
wurde, konnte das Ziel erreicht
werden.
Insbesondere die enge Abstimmung und
frühzeitige Integration des Anlagenbauers
führten zu einem konstruktiven und
lösungsorientierten Umsetzungsprozess.
Integrierter Anlagenbau
Durch die frühzeitige Einbindung des Anlagenbaus
konnte eine optimale Abstimmung
zwischen Produktion, Energieversorgung
und Anlagenbau erfolgen, so
dass eine unterbrechungsfreie Produktion
gewährleistet werden konnte. Durch die
systematische Analyse und Festlegung von
Leistungszielen wurden die Verantwortungen
zwischen den Parteien eindeutig geregelt.
Hierdurch wurden die Einhaltung des
Termin- und Kostenrahmens sichergestellt.
Nachträge konnten vermieden bzw. auf ein
Minimum (Sanierung) reduziert werden.
Energiemanagement
Zur Sicherstellung der Effizienzmaßnahmen
hat das Industrieunternehmen sich
dafür entschieden, das Beratungsunternehmen
mit dem Nachweis und der Sicherstellung
der Einsparmaßnahmen zu
beauftragen.
Auf Grund der Komplexität der Produktion
und den gesamten Einflussfaktoren
wurde ein Energiemodell auf Basis der
multivariaten Regressionsanalyse entwickelt
und erfolgreich angewendet. Damit
ist der Kunde bestehend aus den Fachbereichen
Technik, Produktion und Energie
jederzeit in der Lage Veränderungen zeitnah
zu bewerten und Gegenmaßnahmen
einzuleiten. Darüber hinaus werden alle
Anforderungen der DIN EN ISO 50003 und
50006 erfüllt.
Fazit
Das umfassende Energiekonzept hat zu
einer Verdoppelung der Investitionssumme
geführt. Gleichzeitig wurde das BHKW
in seiner elektrischen Leistung von zunächst
geplanten über 2 MW auf realisierte
1,2 MW reduziert. Die Installation einer
Absorptionskältemaschine mit einem Wirkungsgrad
von 15% entfiel gänzlich. Die
frei gewordenen Investitionen wurden
u. a. in weitere Effizienzmaßnahmen gelenkt.
Durch diese Gesamtmaßnahmen konnte
eine wesentliche höhere Wirtschaftlichkeit
erzielt werden. Der statische Return
on Investment betrug trotz sehr hoher
Sanierungsinvestitionen 2,7 Jahre. Mit einer
Energieverbrauchsreduzierung bezogen
auf die Medien Strom und Erdgas um
rund 23 % wird ein entscheidender Beitrag
zur nachhaltigen Kostenreduzierung und
zum Umweltschutz erreicht.