Weindlmaier: Tragen einseitig nur die Milcherzeuger die Risiken?Anzeige

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mi | Markt Tragen einseitig nur die Milcherzeuger die Risiken? Wertschöpfungsstrategien wären erforderlich Unser Autor: Prof. Dr. Hannes Weindlmaier (i.R.) In der aktuellen Diskussion zu den Auswirkungen der Milchmarktkrise wird häufig die Aussage getroffen, dass die Risiken in der Wertschöpfungskette Milch ungleich verteilt sind und diese nur die Milcherzeuger treffen. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt wies in seiner Festrede bei der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes am 21. Oktober 2016 in Berlin darauf hin, dass eine „gerechte Verteilung der Risiken in der Wertschöpfungskette erforderlich ist und dass dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall war“1. Niedrige Molkereiabgabepreise für Milchprodukte werden danach von den Molkereien voll in niedrigen Milcherzeugerpreise an die Landwirte weiter gegeben. Der BDM-Vorsitzende Schaber drückte dies wie folgt aus: „In einem Preissystem, in dem sich immer erst Handel und Molkereien ihre Marge ziehen und die Milchbauern erhalten was übrig ist, sind die Bauern nicht nur Restgeldempfänger, sie profitieren als letztes Glied der Wertschöpfungskette auch viel zu spät von Markterholungen“.2 Ein Blick auf die GuV Durch eine Auswertung der im Bundesanzeiger veröffentlichten Gewinn- und Verlustrechnungen deutscher Genossenschaftsmolkereien wurde von Autor festgestellt, dass sich auch für die Molkereien die Ertragssituation im Krisenjahr 2015 erheblich verschlechterte. 16 12 2016 | moproweb.de Als Maßstab für die Ertragssituation der Molkereien wurde der EBIT (earnings bevor interest und taxes) herangezogen, d. h. das „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ wurde um die Position „Zinsen und ähnliche Aufwendungen“ ergänzt. Insgesamt standen die Jahresabschlüsse der Jahre 2014 und 2015 von neun genossenschaftlichen Molkereiunternehmen zur Verfügung. In diesen Unternehmen beträgt der EBIT des Jahres 2015 durchschnittlich nur 77,9 % des Wertes von 2014, in fünf Molkereiunternehmen sogar weniger als 50 %. Die EBIT-Marge (EBIT in % des Umsatzes) ist von niedrigen 1,59 auf 1,0 zurückgegangen. Dieser Rückgang der Erträge der Molkereien hängt offensichtlich mit dem nachvollziehbaren Bemühen der Genossenschaftsmolkereien zusammen, in der kritischen gegenwärtigen Milchpreissituation einen höchstmöglichen Milcherzeugerpreis zu bezahlen. Ich bin auch der Meinung, dass es durchaus sinnvoll ist, dass die Molkereien die starke Volatilität der Milchpreise zumindest zum Teil abpuffern. Die Molkereien trugen demnach sehr wohl einen Teil der Risiken, wenngleich die Niedrigpreise die Milcherzeuger als letzte in der Kette, zumindest bei kurzfristiger Betrachtung, wohl am stärksten getroffen hatten. Seit sich seit Mitte des Jahres 2016 die Marktsituation verbessert, wird von bäuerlicher Seite darüber hinaus immer wieder die Forderung erhoben, „dass die höheren Verkaufspreise der Milch- 1 Vgl. o.V.: Gegen eine verpflichtende Herkunftsangabe. In: www.blmedien.de vom 21. Oktober 2016. 2 Vgl. bdm-verband-org: Steigende Milchpreise im Handel müssen vollständig und sofort bei den Milcherzeugern ankommen. 26. Oktober 2016.


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