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Transparenz schaffen
Was bedeutet Controlling?
Unser Autor: Prof. Dr. Stefan Bayr, Dasing,
E-Mail: info@bayr-business-consulting.de; www.bayr-business-consulting.de
Der Begriff Controlling wird heutzutage häufig und in vielen
Wortschöpfungen verwendet.
Doch was bedeutet eigentlich Controlling aus betriebswirtschaftlicher
Sicht? Entstanden ist das Controlling in den USA,
wo bereits Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Controllerstellen
geschaffen wurden. Auf breiter Front setzte sich dort das Controlling
in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts infolge der
wachsenden Unternehmensgrößen und wegen der angespannten
Ertragssituation während der Weltwirtschaftskrise durch.1
In Deutschland gab es Controllingabteilungen und -stellen bis
Ende der 60er Jahre meist nur bei deutschen Tochterfirmen amerikanischer
Gesellschaften.
1973 wurde der erste Controlling-Lehrstuhl an einer deutschen
Universität eingerichtet und etwa seit Ende der siebziger Jahre
haben auch deutsche Unternehmen verstärkt Controllingabteilungen
und -stellen aufgebaut. Controlling ist also in der Unternehmenspraxis
„erfunden“ worden, die betriebswirtschaftliche
Forschung befasste sich erst danach mit dem Controlling.
In der Theorie und in der Praxis gibt es unterschiedliche Auffassungen
darüber, was die Aufgaben und Funktionen des Controllings
sind und wie diese beschrieben werden können. Trotzdem
lässt sich daraus eine Schnittmenge herausbilden, über die eine
weitgehende Einigkeit besteht und welche als Grundfunktionen
des Controllings bezeichnet werden können.2
Im Rahmen der Steuerungs- und Regelungsfunktion errichtet
das Controlling einen Regelkreis, wie wir ihn vergleichsweise auch
von einer Maschinensteuerung kennen. Dazu müssen zunächst
auf Basis der betriebswirtschaftlichen Planung Plan- und Sollwerte
vorgegeben werden. Nach Ablauf einer Ist-Periode erfolgt die
28 12 2017 | moproweb.de
typische Controllingfunktion der Durchführung von Soll-Ist-Vergleichen,
um die Abweichungen zwischen Soll und Ist zu erfassen.
Doch das Controlling darf sich nicht nur mit dem Feststellen der
Abweichungen begnügen, sondern muss diese auch analysieren
und Steuerungsmaßnahmen aufzeigen, damit das Management
steuern bzw. gegensteuern kann. Gerne wird dafür auch der Vergleich
verwendet, dass der Controller der Lotse bzw. Navigator
des Unternehmens ist, der dem Kapitän (= Unternehmensleitung)
hilft, das Schiff auf Kurs zu halten und den Hafen (= die Unternehmensziele)
zu erreichen.
Die Koordinationsfunktion bedeutet, dass das Controlling ein
unternehmensweites Planungs- und Kontrollsystem aufbaut, um
zum einen die Steuerungs- und Regelungsfunktion wahrnehmen
zu können. Zum anderen ist das Planungs- und Kontrollsystem
behilflich, die verschiedenen Unternehmensbereiche zu koordinieren,
damit diese zielgerichtet und abgestimmt handeln.
Bei der Informationsfunktion des Controllings geht es darum,
das Management bedarfsgerecht zu informieren, so dass die richtigen
Entscheidungen getroffen werden können. Eine große Herausforderung
dabei ist, aus der Vielzahl und der stark steigenden
Anzahl der Unternehmens- und externen Daten die wirklich entscheidungsrelevanten
Informationen aufzubereiten.
Des Weiteren muss das Controlling aufgrund seiner betriebswirtschaftlichen
Kompetenz sicherstellen, dass geeignete betriebswirtschaftliche
Methoden im Unternehmen angewendet
werden. Und selbstverständlich muss das Controlling die Initiative
ergreifen, wenn sich negative Entwicklungen abzeichnen.
Das Controlling hat also v. a. die Aufgabe, für die nötige Transparenz
zu sorgen, so dass Entscheidungen auf fundierter rationa-
1 Vgl. Weber, J.: Ursprünge, Begriff und Ausprägungen des Controlling, in: E. Mayer, J. Weber (Hrsg.), Handbuch Controlling, Stuttgart
1990, S. 5–8.
2 Vgl. Schmidt, R.: Grundfunktionen des Controlling, in: KRP (1993), Sonderheft 1, S. 63–70.