12 2020 | moproweb.de 31
Ein Ventilknoten von Evoguard steuert, auf welchem der fünf
Karton-, Großcontainer- und Bag-in-Box-Füller Milch, Sahne und
Saft abgefüllt werden.
schlossen haben, um ihre Rohmilch weiterzuverarbeiten. Im Laufe
der Zeit wuchs die Anzahl an Mitgliedern der Kooperative: Mittlerweile
zählt diese rund 10.000 Bauern aus ganz Norwegen. „Es ist unser
Ziel, die Milch unserer Mitglieder zu verarbeiten und zu verkaufen
– und so für ein nachhaltiges Einkommen der lokalen Bauern zu
sorgen“, beschreibt Mårten Haukjem, Leiter der Molkerei in Bergen.
Jeden Nachmittag rollen hier rund acht Lkw an, welche zuvor die
Rohmilch von Milchbetrieben aus der direkten Umgebung eingesammelt
haben. „Die Logistik ist für uns tatsächlich eine Herausforderung,
denn die norwegischen Bauern leben typischerweise weit
verstreut und in teilweise sehr entlegenen Gebieten“, erklärt Mårten
Haukjem. Einer dieser Milchbauern ist Jörgen. Obwohl sein Hof nur
knapp 20 Kilometer von TINEs neuer Molkerei entfernt ist, benötigt
der Lkw auf den kurvigen, zum Teil einspurigen Landstraßen für diese
Strecke gute 45 Minuten. Jörgens rund 25 Kühe leben im Sommer
auf der Weide, im Winter machen sie es sich im Stall gemütlich. Damit
repräsentiert er einen durchschnittlichen Milchbauern in Norwegen.
Denn wegen der Topografie – einem Mix aus verschlungenen Fjorden
und hohen Bergen – sind deren Farmen relativ klein: Im Durchschnitt
besitzt ein Landwirt 22 Hektar Land und 24 Milchkühe.
Marktführer in Norwegen
Während das Firmenkonstrukt und die Atmosphäre bei TINE an
eine Großfamilie erinnern, sprechen die Zahlen für die eines Großkonzerns.
Denn mit einem Jahresumsatz von 2.250 Millionen Euro
in 2019 ist TINE führender Hersteller von Milchprodukten in Norwegen.
Neben zahlreichen Käsesorten produziert das Unternehmen
auch flüssige Produkte.
Die neue Molkerei in Bergen versorgt die komplette Region mit
Frischmilch, Sahne und Fruchtsäften. Obwohl die tägliche Produktionskapazität
von 300.000 Litern verhältnismäßig gering ist, gehört
dieser Standort zu den modernsten der insgesamt 32 des Unternehmens.
„Unsere alte Molkerei stammte aus den 50ern und war
nicht mehr effizient. Außerdem ließen sowohl die Lage in der Stadt
als auch das installierte Equipment nicht viel Raum für Flexibilität.
Um mehr Freiheit bei der Infrastruktur zu erlangen und gleichzeitig
die Technik auf den aktuellsten Stand zu bringen, spielten wir
schon länger mit dem Gedanken, neu zu bauen“, erklärt Mårten
Haukjem. Anfang 2017 machte TINE dann Nägel mit Köpfen und
suchte nach einem Partner, um die neue Molkerei zu realisieren.
Auch Milkron, der Milchexperte im Krones Konzern, nahm an der
Ausschreibung teil. Das Unternehmen aus der Nähe von Hannover
war damals gerade einmal ein Jahr jung, doch seine Mitarbeiter
konnten bereits auf jahrzehntelange Erfahrung in der Milchindustrie
zurückblicken. „Genau diese Kompetenz war für uns ausschlaggebend:
Milkron kannte die Branche und hatte die Kontakte, die
nötig waren, um eine solche Molkerei zu errichten“, fasst Mårten
Haukjem zusammen.
Der zweite große Pluspunkt war die gebündelte Kompetenz im
House of Krones. Denn TINE teilte das gesamte Projekt in drei große
Pakete auf – und wollte für jedes einen geeigneten Partner,
der sich um die komplette Abwicklung kümmert. „Um die Prozesse
einfach und Schnittstellen gering zu halten, suchten wir für jeden
Abschnitt einen Systemlieferanten. Und weil Krones mit Milkron einer
der wenigen Anbieter war, der tatsächlich das Komplettpaket
in der Prozesstechnik liefern konnte, erhielten diese am Ende den
Zuschlag“, so Mårten Haukjem.
Fast das ganze House of Krones im Boot
Milkron übernahm die komplette Planung und Realisierung der
Prozesstechnik – von der Milchannahme über deren Behandlung
und die Lagerung der fertigen Produkte bis zur Übergabe an den
Füller. So waren in Bergen ständig Experten aus Hannover vor Ort,
welche die komplette Baustelle und auch Sublieferanten koordinierten
und sich darum kümmerten, dass Anlieferung, Aufbau und
Montage sowie Installation und Inbetriebnahme des Equipments
wie am Schnürchen liefen. „Da weder Milkron noch Krones einen
Standort in Norwegen haben, mussten sowohl das gesamte Personal
als auch das Material importiert werden. Das erforderte natürlich
einen enormen Aufwand in Sachen Planung, Koordination
Einer der Gründe, warum
wir uns für Krones entschieden
haben, ist die Tatsache,
dass es ein großer Konzern
mit viel Erfahrung ist.
Weil Krones mit Milkron
einer der wenigen Anbieter
war, der tatsächlich das
Komplettpaket in der Prozesstechnik
liefern konnte,
erhielten diese am Ende
den Zuschlag.
– Mårten Haukjem,
Leiter der TINE-Molkerei
in Bergen
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