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„Milch ist Gift“
Social Media Krisen richtig begegnen
Unser Autor: Dr. Matthias Glötzner, Leiter des Krisenteams bei der Engel & Zimmermann AG, Unternehmensberatung
für Kommunikation in Gauting bei München, sowie Sprecher des Crisis Communications Network Europe (CCNE).
Glötzner berät Unternehmen im Bereich des strategischen Krisenmanagements und der Krisenkommunikation –
unter anderem im Bereich Food & Beverage sowie bei Compliance-Delikten.
Engel & Zimmermann AG, Unternehmensberatung für Kommunikation, Schloss Fußberg, Am Schlosspark 15,
82131 Gauting bei München, engel-zimmermann.de.
Bis vor wenigen Jahren war Milch ein vollkommen unstrittiges
Produkt. Aussagen wie „Milch ist gesund“ und „Milch
ist wichtig für die Knochen“ hätten vermutlich die meisten
Befragten vorbehaltlos zugestimmt. Doch der Wind
hat sich gedreht. In der Kritik stehen nicht nur Molkereiprodukte
wie Joghurts oder Puddings, die gegebenenfalls mit Aromen und
Zucker hergestellt sind, sondern Milch als Gattungsprodukt an sich.
Eindrucksvoll belegen das die Google-Suchergebnisse für den Begriff
„Milch“. Der erste Treffer verweist auf den entsprechenden
Wikipedia-Eintrag; unmittelbar danach folgen Artikel und Videos, die
die Frage, ob Milch gesund ist, in Zweifel ziehen. Medien, die sich in
diesem Tenor mit Milch beschäftigen, sind längst keine Nischentitel
geringer Relevanz mehr, sondern Leuchtturm-Publikationen wie „Der
Spiegel“ und Wissenschaftsmagazine wie „Quarks“. Dass die heftige
und andauernde Kritik bald einbrechen wird, ist nicht abzusehen.
Denn Molkereien müssen sich nicht nur für den ernährungsphysiologischen
Nutzen bzw. Schaden der Milch rechtfertigen, sondern auch
für die Tierhaltung der Landwirte. Damit stehen die Unternehmen
auf zweifache Weise in der Defensive.
„Zweimal täglich Milch
macht euch krank“
Welche Dynamik Online-Medien und Social Media entfalten können,
zeigt das Beispiel des sehr reichweitenstarken Bloggers „Unge“.
Der YouTube-Star veröffentlichte im März 2018 ein Video, in dem
er plakativ behauptete: „Milch ist Gift!“ Sein Beitrag enthielt unter
anderem die Aussage: „Wenn ihr mindestens zweimal täglich Milch
trinkt oder Milchprodukte esst, dann macht ihr euch krank.“ Zudem
verwies er auf die „Milchlobby“ und erklärte, dass wir systematisch
krank gemacht würden.
Es lohnt sich den gesamten Sachverhalt einmal genauer anzuschauen
und Lerneffekte für die eigene Krisenkommunikation abzuleiten:
22 5 2020 | moproweb.de
• Die Verbreitung des provokanten Videos blieb nicht auf YouTube
beschränkt, sondern erfasste insbesondere Online-Medien. Auch
branchenfernere Titel wie „Bravo“ und „Chip“ griffen das Thema
auf. Eine kritische Reflektion durch die Medien fand nicht statt.
/engel-zimmermann.de
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