Promotion Niek und seine Familie Seine fünf Geschwister, sagt der 25jährige Niek Konijn, hätten alle etwas „Ordentliches“ gelernt. Aber wenn viel zu tun ist, helfen selbstverständlich alle mit. Zum Beispiel im Frühling bei den Tulpenzwiebeln, neben Kartoffeln und Milchkühen ein wichtiger Erwerbszweig, den Mutter Betsie verantwortet. Niek selbst hat Landwirtschaft mit Schwerpunkt Viehhaltung studiert und arbeitet neben seiner Tätigkeit als selbständiger Landwirt auf dem Familienhof bei der Beemsterkäserei Cono Kaasmakers als Nachhaltigkeitskoordinator. Er selbst definiert sich als „agrarischer Unternehmer“. Die Kühe werden also auf dem Weg zur Weide gemolken, wir müssen ihnen nicht mehr hinterherlaufen und sie hereinholen, wenn sie gemolken werden müssen. Kurze Wege, das gilt auch für unsere trächtigen Kühe. Dazu muss man wissen: Zwei Monate vor dem Abkalben geht die Kuh in den „Mutterschutz“ und gibt keine Milch. Man sagt, sie steht trocken. Oft verabreicht man dafür vorbeugend Antibiotika. Das ist aber gar nicht nötig. In unserem neuen Stall hat die kalbende Kuh einen eigenen Bereich, wo sie ein spezielles Futter bekommt. Ihre Milchleistung sinkt dadurch ganz natürlich, genauso wie das Risiko einer Euterentzündung. Direkt daneben liegt der Raum zum Abkalben, diese Nähe ist gut für die Kuh. Der Raum ist mit einer dicken weichen Abkalbmatte ausgelegt. Das ist hygienischer als Stroh, was man immer ausmisten musste, damit sich keine Keime bilden. Das tut dem Bauern gut, der weniger Arbeit hat. Und die kurzen Wege tun den Kühen gut, die während des Abkalbens in Kontakt mit ihren Artgenossinnen bleiben. Für die Kühe ist es sehr wichtig, zusammenzubleiben. Das gibt ihnen Ruhe und Sicherheit. Für mich ist es praktisch. Ich begleite ja rund 70, später bis zu 100 Kühe pro Jahr beim Abkalben. Unser alter Stall wurde vor 40 Jahren für die Kuh von damals gebaut. Heute aber sind die Kühe größer und schwerer. Den neuen Stall habe ich daher höher, breiter und luftiger mit mehr Tageslicht geplant, die Liegeplätze sind geräumiger. Natürlich haben wir Matratzen in den Liegeplätzen und Massagebürsten, das ist schon fast nichts Besonderes mehr bei uns Beemster-Bauern, die sich der nachhaltigen Milchwirtschaft verschrieben haben. Neben dem Wohl von Tieren und Landwirt war Umwelt der dritte wichtige Aspekt bei der Planung des Stalls. Wir haben einen Luftfilter im Stall, Solaranlage auf dem Dach und Erdwärme unter dem Gebäude.“ 25jährige ist ein moderner Mann, für Sozialromantik ist kein Platz in seinem geschäftigten Alltag. Aber er hat seine Wurzeln in dem Land, in dem seine Mutter Kartoffeln und Tulpenzwiebeln zieht, auf dem sein Vater Kühe hält, deren Milch in die Beemsterspezialitäten einfließt. Niek möchte nicht woanders arbeiten und leben. Zum anderen weiß er als ausgewiesener Nachhaltigkeitsexperte (in dieser Eigenschaft ist er auch für die Beemster-Käserei tätig): Wer heute an Mensch, Tier und Umwelt – also an Bauer, Kuh und Scholle – gleichermaßen denkt, denkt nicht rückwärts, sondern nach vorn! Der KÄSE-THEKE hat Niek Konijn von seinem nachhaltigen Kuhstall erzählt: „Mit dem neuen Stall konnten wir für Tierwohl und unsere eigenen Belange einen großen Schritt nach vorne machen. Wir haben ihn so gebaut, dass ich ihn in der Zukunft auch alleine betreiben kann. Mein Vater sagt, er möchte künftig gerne mehr Zeit für sich und für seine Freunde haben. Als Landwirt arbeitet man ja meist dann, wenn die anderen Freizeit haben. Und wenn ich eine Frau kennen lerne, kann ich nicht davon ausgehen, dass sie Vollblut- und Vollzeitbäuerin ist. Sie wird sicher ihren eigenen Beruf haben und wenig Zeit, morgens und abends die Kühe zu melken. Also habe ich zwei Melkroboter eingeplant. Und die sind so aufgestellt, dass die Kühe auf dem Weg zur Weide an ihnen vorbeikommen. Das ist sehr wichtig, wenn man wie wir das Beemster-Weidegang- Konzept lebt. Wir versuchen stets eine gesunde Balance zu finden zwischen dem, was gut für uns ist und gut für die Tiere. KÄSE-THEKE 3/16 23
Kaesetheke_03_2016
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