Der Milchindustrie-Verband berichtet
aus seinen Arbeitsfeldern
Molkerei der Zukunft
und ihre Mitarbeiter
24 10 2019 | moproweb.de
Unsere Autoren: Syndikusrechtsanwalt Torsten Sach, Milchindustrie-Verband e. V.;
Marcin Preidl, Milchindustrie-Verband e. V.
Personal- und Qualifikationsbedarf
der deutschen
Milchindustrie
Im Rahmen eines AEDIL/ERASMUS+ EU-Projektes:
„Erfassung des Qualifikationsangebots
und der Qualifikationsnachfrage in der
Milchwirtschaft“ (Mapping Skills Needs and
Supply in the Dairy Sector), das in Deutschland
vom MIV und ZDM als Projektpartner
getragen wird, sind zunächst die jetzige
Qualifikation der Mitarbeiter auf eventuell
bestehende „Lücken“ untersucht worden.
In einem weiteren Schritt wurden dann die
zukünftigen Bedürfnisse und Qualifikation
der europäischen Molkereien abgefragt,
um darauf basierend Empfehlungen für die
Zukunft geben zu können. Die nachfolgenden
Ausführungen beziehen sich nur auf
Deutschland.
Durchführung
der Befragungen
Drei Interviewer haben 13 Molkereien, von
denen 10 in der Auswertung erfasst wurden,
befragt. Dabei ist hervorzuheben, dass
trotz unterschiedlicher Unternehmensgrößen
(6 große, 1 mittelgroße und drei kleine
Molkereien), Strukturen und Produktportfolios
teilweise identische Antworten
hinsichtlich der bestehenden “Lücken” und
zukünftigen Herausforderungen gegeben
wurden.
Bei den Ausbildungseirichtungen wurden
sechs Molkereischulen und drei Hochschulen
mit insgesamt 22 Fort- und Weiterbildungsgängen
befragt. Jede dieser Ausbildungseinrichtungen
verfügt über eine
Lehrmolkerei oder ein Technikum. Zusätzlich
konnten 14 ehemalige Schüler und Studenten
befragt werden.
Aktuelle Situation
und Molkereiindustrie
in Zukunft
Die großen, leistungsfähigen Betriebe, liegen
oft geografisch in bevölkerungsarmen
aber landwirtschaftlich geprägten Regionen
Deutschlands. Molkereien in großen
attraktiven Städten oder deren Nähe sind
selten. Vor diesem Hintergrund besteht
zukünftig bei Personalgewinnung (Recruitment)
bei 100 % der befragten Molkereien
der größte Bedarf (siehe Abbildung 1). Dieses
Handlungsfeld, welches im Fragebogen
nicht mit weiteren spezifischeren Fragen
unterlegt wurde, lässt sich wiederum in folgende
Bereiche unterteilen:
1. Qualifizierte Mitarbeiter finden und binden,
2. Quereinsteiger qualifizieren,
3. Fachwissen (auch älterer Mitarbeiter)
nachhaltig im Unternehmen halten.
Die Konzentration (weniger Betriebsstäten)
und Spezialisierung wird sich fortsetzen. Mit
fortschreitender Automation wird auch die
Digitalisierung in den Molkereien voranschreiten.
Das erhöht die Anforderungen an die
Mitarbeiter und Fachkräfte sowie an die Molkereien.
Aufgrund der steigenden Komplexität
und Spezialisierung werden in den großen
Betrieben mehr Spezialisten notwendig sein.
An nächster Stelle besteht mit 90 % ein
Bedarf dahingehend, dass die Mitarbeiter in
den Molkereien den Milchmarkt – der mittlerweile
ein Weltmarkt ist – und die komplexen
Abläufe von der Milcherzeugung,
Rohstoffsicherung, Milchverarbeitung und
Vermarktung verstehen, um sich so mit Ihren
Arbeitgebern identifizieren zu können
(Understanding business).
Milchspezifische fachliche Fähigkeiten
(Dairy Skills) werden mit 90 % auch zukünftig
als essentiell eingeschätzt. Die Wertigkeit
von digitalen und lebensmittelsicherheitsspezifischen
Fähigkeiten und Fertigkeiten
wird weiter steigen.
Der Bedarf hinsichtlich von Fertigkeiten
sowie Sicherstellung von Lebensmittelsicherheit
steht mit 30 % und die zur Durchführung
von Audits mit 20 % am Ende der Skala.
Kenntnisse für eine sichere Lebensmittelproduktion
werden grundsächlich durch die Bildung
und die betriebliche Praxis vermittelt.
Die Tatsache, dass hier „grüne Fertigkeiten“
(green skills) in der Gesamtauswertung
bei 0 % stehen, wird gesondert erläutert.