mi | Rohstoff
Modernes Milchmanagement
Privatmolkerei Bechtel
Die Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld betreibt ein ausgefeiltes
Milchmanagement (Foto: Bechtel)
Die Regionalmarke „Ein gutes Stück Bayern“ wurde von Bechtel
schon vor 10 Jahren aufgebaut (Foto: Bechtel)
Georg Müller, Naabtaler Milchwerke GmbH & Co. KG/Privatmolkerei
Bechtel (2 Mio. kg Milchverarbeitung/Tag,
800 Beschäftigte, 1.900 Milcherzeuger), beschrieb am
20. Januar auf dem 1. Online-Seminar der Erzeugerberater
(organisiert vom LBM) das Milchmanagement seines Hauses.
Müller unterscheidet in seinem Arbeitsbereich einzelne Ebenen der
Beschaffung: Abgleich der Beschaffungsmengen mit den Absatzmengen,
Qualität, Erfassung und Abgleich der Anforderungen der
Erzeuger mit denen der Kunden und umgekehrt.
In der Milchbeschaffung bevorzugt Bechtel Liefergemeinschaften,
denen mittelfristige Verträge geboten werden. Alle Vertragsverhältnisse
basieren auf den gesetzlichen Anforderungen und einer
guten Branchenpraxis. Werden den Erzeugern zusätzliche Anforderungen
gestellt, werden sie dafür grundsätzlich auch entgolten.
Grundsätzlich erfolgt die Rohstoffbeschaffung bei Bechtel im Einvernehmen
mit der Absatzplanung, d. h. es werden nicht unbegrenzt
Erzeuger kontraktiert. Milchhändler werden als Partner betrachtet,
so Müller. Bei der Qualität richtet sich Bechtel konsequent nach den
Vorgaben von QM Milch. Hier wünscht sich Müller allerdings mehr
Trennschärfe, um Höfe aussondern zu können, deren Erscheinungsbild
nicht zum Qualitätsversprechen des Unternehmens passt.
Beim Abgleich zwischen Erzeugern und Kunden sprach Müller von
historischen und von Erzeugern akzeptierte bzw. von Molkereien
praktizierte Standards wie Bio und ohne Gentechnik an. Noch nicht
akzeptiert, aber in Vorbereitung ist eine Unterscheidung nach der
Tierhaltung, also Laufstall bzw. Anbindehaltung. Unterschieden werden
muss zwischen massenbilanzierter und sortenreiner Erfassung,
zwischen eigen definierten oder vorhandenen Standards, Eigenkreation
von Standards oder externer Partnerschaft für Premiumprogramme.
Immer aber steht die Molkerei dabei vor der Herausforderung,
keine Verbrauchertäuschung zu begehen, Audits vornehmen
zu lassen oder Lizenzgebühren entrichten zu müssen. Bei allen Milchsorten
ist die Akzeptanz der NGOs und der Verbraucher zu prüfen.
Bei den sogenannten Sondermilchen ist selten die Spotmarktkompatibilität
gegeben.
Wie eine besondere Milchsorte vermarktet werden kann, zeigt
„Ein gutes Stück Bayern“, eine seit 10 Jahren bestehende Frische-
Regionalmarke der Naabtaler Milchwerke. In sie fließen 40 Mio. kg
pro Jahr, insgesamt haben die teilnehmenden Erzeuger bisher über
21 Mio. € an Extra-Milchgeld erhalten. Schwerpunkte der Marke sind
Tierwohl, Regionalität und Gentechnikfreiheit. Zusätzlich werden
über Projekte Biodiversität, kuhgebundene Kälberaufzucht oder das
Arterhaltungsprogramm praktiziert.
Bei der Milcherfassung geht Bechtel sortenrein vor, zuerst werden
die Rohstoffströme mit mehreren Anforderungen erfasst, nach
dem Abtanken folgen dann andere Milchsorten bis hin zur standardmäßigen
ohne Gentechnik Milch. Gereinigt werden die TSW dann
aber nur einmal am Tag.
Bei den Milchsorten sieht Müller keine Grenze nach oben, sofern
der Markt sie rechtfertigt. Der Trend hin zu pflanzlichen Alternativen
setzt den Milchsorten aber zahlenmäßig nun Grenzen, da die
Regalplätze im LEH einen begrenzenden Faktor bilden.
30 2 2021 | moproweb.de
/moproweb.de