Äffischer als die Affen
Wo sollen bitte die ganzen Nüsse herkommen?
Ständig werden neue
Ernährungstrends propagiert,
die besonders
gesund sein und uns
von den erdrückenden Schuldkomplexen
erlösen sollen, die uns
aufgrund unseres westlichen Lebensstils
aufgedrängt werden.
Der neueste Trend heißt lt. NDR
„pegan“ und kombiniert paläo
mit vegan. Also weg mit Fleisch
und Milch (bääh!) oder gar etwas
aus dem Imitatsortiment der Rügenwalder
Mühle, sondern her
mit Naturfutter. Nüsse, Samen,
Grünzeug und Obst bilden die pegane
Diät, die ähnlich der ist, die
die Australopithecinen googeln
Sie nach „Australopithecus“ +
„Lucy“ einst praktizierten. Nicht
dass unsere Vorfahren eine große
Wahl gehabt hätten, Supermärkte
gab es damals nicht. Sie
mussten halt gucken, was da war
und gut war’s. Aber immerhin
hat diese Ernährungsform unsere
äffischen Ahnen am Ende ja
zu den überlegenen Wesen gemacht,
die wir sind, also muss da
was an pegan dran sein.
Wenn da nicht die Frage nach
der Nachhaltigkeit wäre. Nüsse
für ein paar Hundert kleinwüchsiger
Affenabkömmlinge zu produzieren
war für den Planeten
sicher kein Problem. Das Gleiche
aber für bald zehn Milliarden von
uns zu leisten, würde nicht nur die
Wasserbilanz komplett verderben,
denken wir nur an die Ächtung von
Nussähnlichem als Basis für Milch-
Ersatzerzeugnisse. Außerdem gibt
es im Winter bei uns eher wenig
Obst und Gemüse, was wohl nicht
mehr jedem bekannt ist. Das alles
ist nicht so einfach wie damals im
Afar Dreieck, wo man keine Kälte
kennt. Und überhaupt, wenn wir
den Tieren alles wegnehmen, wovon
sollen dann Eichhörnchen & Co.
noch leben? Da bleibt die Redaktion
doch lieber bei ihrer bewährten
Diät auf Basis von Schmorbraten,
Käse und Weißbier, die sich nicht
umsonst über Jahrhunderte entwickelt
hat, denkt Roland Soßna.
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