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Das Ziel Klimaneutralität ist bereits im Deutschen Klimaschutzgesetz
verankert. Im Frühjahr 2021 verschärfte die Bundesregierung
sogar die Klimaschutzvorgaben und verpflichtet Deutschland
zur Treibhausgasneutralität bis 2045 (ursprünglich 2050).
Bereits bis 2030 sollen die Gesamtemissionen um 65 Prozent gegenüber
1990 sinken. Die deutsche Landwirtschaft soll die Treibhausgasemissionen
von 70 Mio. Tonnen CO2-Äq. im Jahr 2020 auf
56 Mio. Tonnen CO2-Äq. im Jahr 2030 reduzieren, die Industrie von
186 Mio. Tonnen auf 118 Mio. Tonnen CO2-Äq. Bereits in drei Jahren
sollen weitere Zwischenziele für 2030-2040 definiert werden.
Mit dem Weg zur Klimaneutralität befassen sich aktuell zahlreiche
Gutachten im Auftrag der Bundesregierung und Studien der
Umwelt-NGOs. Für den Industriesektor, so die Experten, soll sich
der Trend zu Strom aus erneuerbaren Energien, dem Einsatz von
Wasserstoff, Biomasse als Energieträger und energiesparenden
Maßnahmen fortsetzen. Die chemischen Rohstoffe sollen sukzessive
durch synthetische, auf nicht fossilem Kohlenstoff basierende
Einsatzstoffe ersetzt werden.
Die Treibhausgasemissionen der Milchprodukte entstehen
hauptsächlich in biologischen Prozessen und können nicht „auf
Null“ gesenkt werden. Daher geht man für die Milchwirtschaft,
in fast allen Szenarien, an erster Stelle von Reduktion des Konsums
der tierischen Produkte und von einer deutlichen Reduktion
der Tierbestände aus. In einigen Berechnungen erreichen die
pflanzlichen Fleisch- und Milchalternativen in ca. 15 Jahren einen
Marktanteil von 15 Prozent. Die Privilegierung tierischer Produkte
bei der Umsatzsteuer soll beendet werden. Dieser Prozess soll
durch Verbraucherbildung in Verbindung mit einer nachhaltigen
Verpflegung in Kitas und Schulen sowie von einem Klima- bzw.
Nachhaltigkeitslabel für Nahrungsmittel begleitet werden. Für
die Landwirtschaft soll eine Stickstoffsteuer eingeführt und die
Nährstoffbilanzierung auf einzelbetrieblicher Ebene strenger
kontrolliert werden. Doch diese drastischen Maßnahmen reichen
bei weitem nicht, um den Treibhausgasausstoß der Milchwirtschaft
komplett zu reduzieren. Moore, Feuchtgebiete und Grasland
sind die größten Kohlenstoffspeicher – der positive Effekt
der CO2-Bindung soll in Zukunft genutzt und ggf. dem Sektor gutgeschrieben
werden. Was oft vergessen wird: dieser Effekt ist
nicht unendlich, nach Erreichen des Sättigungspunktes wird keine
weitere Kompensationswirkung erzielt. Die Böden können helfen
die Netto-CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft noch für einige
Jahrzehnte zu senken, werden sie aber langfristig nicht vollständig
kompensieren.
Betrachtet man die Milchwirtschaft global, trägt Europa, trotz
einer Milchproduktionsmenge von fast 25 Prozent, lediglich zu
ca. 15 Prozent zu dem globalen Treibhausgasausstoß des Sektors
bei. Bereits hier wird es deutlich, dass auch wenn in Deutschland
alle Klimamaßnahmen in der Landwirtschaft umgesetzt werden
sollen, es in absehbarer Zeit keine klimaneutrale Milchwirtschaft
geben wird. Sollte die Möglichkeit der Kompensation entfallen,
wird auch der Sektor in Deutschland die „Netto-Null“ höchstwahrscheinlich
nie erreichen können. Das sollte bei der Festlegung der
europäischen und deutschen Klimazielen von politischen Entscheidungsträgern
dringend beachtet werden. Die Aufgabe in
den kommenden Jahren wird es sein, die Milchwirtschaft möglichst
CO2-Effizient bzw. klimafreundlich und nicht unbedingt klimaneutral
zu gestalten. Die Klimadiskussion sollte dringend entemotionalisiert
werden.
/promass-q300
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