MIV-Jahrestagung
Haltungsformen,
Tierwohl
Wo geht die Reise hin?
Unser Autor: Eckhard Heuser
Das Thema Tierwohl bei der
Milchkuh ist für Verbraucher
und Politik relevant geworden,
damit ist die Branche
gefragt. Den deutschen Kühen geht es
gut, glaubt man den Statistiken. Die Zahl
der ganzjährigen Anbindehalter geht
Jahr für Jahr zurück, die Ställe werden
moderner. Das Problem ist auch eher ein
süddeutsches und das der Schweiz und
Österreich.
Die letzten fünf deutschen Landwirtschaftsminister/
innen hatten sich das
Thema Tierwohl auf die Fahnen geschrieben.
Arbeitskreise wurden gebildet, Minister
a.D. als Schirmherren aktiviert, eine
Zukunftskommission Landwirtschaft legte
einen einstimmigen (!) Beschluss vor,
Brüssel berät, deutsche Gerichte richten
und der deutsche Lebensmitteleinzelhandel
gründete die Initiative Tierwohl (ITW).
Letzteres müssen die Molkereien und ihre
Milcherzeuger sehr ernst nehmen, auch
wenn ITW bislang eher im Fleischbereich
aktiv war. Der Handel vertritt sozusagen
den Verbraucher, er bildet die Brücke zu
unseren Kunden.
8 10 2021 | moproweb.de
In der ITW wurden u. a. Milch-Standards
geschaffen (www.haltungsform.de), die
morgen (2022?) auslobungsfähig sein
sollen. Systeme können nun ihre Standards
anpassen oder weiterentwickeln,
die dann kompatibel zur ITW sind. Die Anerkennung
in der entsprechenden Stufe
muss schlussendlich beantragt und von
der ITW genehmigt werden. Derzeit besitzt
im Bereich Milchvieh noch niemand
die Anerkennung.
Die Geschwindigkeit der Umsetzung ist
klein, warum ist das so? Der LEH ist Mitglied
bei QM-Milch geworden und in dessen
Vorstand, hat einen „Letter of intent“
unterzeichnet, gerade auch vor diesem
Hintergrund und der Entwicklung eines
Systems für haltungsform.de. Die bäuerliche
Seite verweist zu Recht daraufhin,
dass fast alle neuen Forderungen von den
Landwirten zu erfüllen sind, was sicherlich
richtig ist. Allerdings entstehen bei auch
Molkereien Kosten für die getrennte Abholung/
Verarbeitung. Bisher gibt es noch
kein Commitment der Käuferseite, wie
denn der Mehraufwand entlohnt werden
soll. Man verweist auf „Marktlösungen“.
Ein möglicher Standardanbieter – die
DLG – macht sich erst gar nicht die Mühe,
über Mehrkosten, geschweige denn Kompensation
nachzudenken. Das macht das
System schlank, einfach in der Diskussion,
kann aber zu finanziellem Schaden führen.
Der deutsche Staat kommt zu spät. Die
Diskussionen über das staatliche Tierwohllabel
werden die nächsten Bundestagswahlen
überleben, wieder einmal.
Die deutsche Molkereiwirtschaft ist ein
Exportspezialist. Im Ausland werden uns
die Mehraufwendungen beim Tierschutz
nicht bezahlt, das ist sicher. Haltungsform.
de kennt man nicht in Rom oder Peking.
D.h., die Mehraufwendungen können
für die deutschen Molkereien zum Bumerang
werden, wir verlieren einen Teil der
Wettbewerbsfähigkeit. Das geschieht genau
in dem Moment, wo eine verpfuschte
Energiepolitik den Molkereien das Leben
zusätzlich schwer macht. Das wird nicht
gut ausgehen. Einer zahlt die Zeche und
wenn es über den Milchpreis geht.
Andererseits darf man nicht verhehlen:
Der Kunde König entscheidet an der Ladentheke
und was dort liegen wird, ent
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