6 10 2021 | moproweb.de
Mehr Tierwohl und
Klimaschutz?
Sehr gern, aber …
mi | mi-Meinung
Wir stehen in
Mitten oder
noch am Anfang
tief-
greifender Umwälzungen, gesellschaftlicher
wie auch technologischer
Natur. Althergebrachtes,
Bewährtes wird nicht nur hinterfragt,
sondern offensichtlich
ohne jedes Nachdenken zum guten
Teil pauschal abgelehnt. Die
fast schon exponentiell steigende
Zahl an grundnegativen Botschaften
über Milch, vorgetragen in
den Social Media, der Tagespresse,
den übrigen Medien, allen voran
den öffentlich-rechtlichen,
stetig befördert durch Politik und
NGOs scheint Wirkung zu zeigen.
Wir erleben nichts anderes als am
Verbraucher ausgeübte Gehirnwäsche,
die mit sanfter Gewalt einen
einseitig „aufgeklärten“ Konsumententypus
schaffen soll, der
sich von Produkten der tierischen
Veredelungswirtschaft abwenden
und sich zum Veganer (und nebenbei
gern auch zum Sozialisten)
entwickeln soll.
Zwei Argumente stehen im
Hintergrund dieser fortwährenden
Angriffe auf Lebensmittel,
die unsere Zivilisation und Kultur
wohlgemerkt erst ermöglicht haben:
der „menschlich gemachte“
Klimawandel und Ethos, sprich
Tierwohl. Während man gegen
eine globale Klimaveränderung
nicht ankämpfen, sondern sich
allenfalls anpassen kann, ist Tierwohl
im Grunde eine absolut hypermoralische
Angelegenheit,
denn nur eine satte Gesellschaft
kann es sich leisten, an Nahrungsmittel
Anforderungen jenseits
von Versorgung und Sättigung
zu stellen. So weit sind wir allerdings
weltweit längst noch nicht
gekommen. Und genau deswegen
hat die tierische Veredelung
natürlich weiterhin ihren Stellenwert,
wenn nicht hierzulande,
dann ganz sicher in allen anderen
Ländern. Hochwertige Proteine
sind weltweit immer noch Mangelware,
Ideologie hin und her.
Gegen inzwischen auch vom
Handel vorgebrachte Forderungen
nach mehr Tierwohl in
der Produktion kann prinzipiell
nicht argumentiert werden. Es
ist selbstverständlich möglich,
tierische Produkte unter höchster
Achtung der Kreatur zu erzeugen.
Wenn die Verbraucher
wirklich nach solchen Erzeugnissen
verlangen, wenn der Handel
sich tatsächlich nicht erneut auf
Kosten der Landwirtschaft reinwaschen
will, müsste er höhere
Erlöse zulassen, und zwar vorab
von sich aus anbieten, um eine
entsprechende Änderung der
Produktionsverfahren/umstände
aktiv herbeizuführen. Vollmundige
Versprechungen für den Verbraucher
ohne jede eigene Leistung
außer bloßer Forderungen
reichen gewiss nicht aus, wenn es
um Glaubwürdigkeit geht. An sich
sollten die Landwirtschaft bzw.
die verarbeitenden Unternehmen
Gespräche mit dem Handel so lange
boykottieren, bis dieser sich
bereit zeigt, die zur Finanzierung
einer besseren Produktion notwendigen
Erlöse zu garantieren.
Die Branche sitzt hier am längeren
Hebel, denn vom wem sonst
könnte sich der LEH seine Regale
füllen lassen? Im EU-Ausland ist
die Landwirtschaft längst nicht
so weit und auch nicht zu solch
einschneidenden Veränderungen
bereit wie in diesem Land.
Der Ausgang der Bundestagswahl
ist in seiner Auswirkung auf den
Agrarsektor, sprich in diesem Zusammenhang
Klima und Tierwohl,
noch ungewiss. Aber selbst wenn
Radikale das Sagen bekommen,
werden sie die Realität nicht –
oder nur für kurze Zeit – ändern
können, es sei denn die Demokratie
wird ausgehebelt. Die Folgen
falscher Entscheidungen haben
bisher noch jeden irgendwann
eingeholt, weiß Roland Soßna.
ROLAND SOSSNA
REDAKTION
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