10Jahre
Informationsbegleiter durch drei Milchkrisen,
jede Menge technischer Neuheiten und viel politisches Gebrummel
8 2018 | moproweb.de 11
Die vergangenen zehn Jahre
haben die Milchwirtschaft
geprägt wie möglicherweise
kaum eine andere Dekade zuvor.
Nicht nur der Einzug der Marktvolatilität
und das Ende der Milchquote gaben
ganz entscheidende Impulse für die Branche,
auch die „Nachhaltigkeit“ gibt bereits
seit Langem auf Veränderung zeigende
Signale ab, auch wenn man das bis vor Kurzem
anders nannte. Aber der Reihe nach:
Anhand einer Auswertung der in molkerei
industrie seit Juni 2008 erschienenen
Kommentare lässt sich sehr gut eine Timeline
einiger der wichtigsten, die Milchindustrie
prägenden Faktoren erstellen.
mi kommt parallel
zur ersten Milchkrise
Die Herausgabe der ersten Ausgabe
molkerei-industrie fiel just in die Zeit der
ersten Milchmarktkrise, die einige Monate
zuvor mit voller Wucht entbrannt war.
Zum ersten Mal spürten die Milcherzeuger
und Molkereien, dass auch der Milchmarkt
zyklisch verläuft. Zuvor waren solche
Marktausschläge über die Milchquote
und einen, im Zeitverlauf aber immer weiter
abgebauten Außenschutz, weder im
EU-Binnen- noch im Weltmarkt wirklich
spürbar geworden. Die EU hat mit ihrer
Marktstützung Stress von globalen Markt
ferngehalten, die Zeche berappten aber
die EU-Erzeuger und Steuerzahler: satte
15 Mrd. € fielen in den 31 Jahren des
Kontingents an, zu nennen sind die Verwaltungskosten,
die Superabgaben, der
Aufwand für Quotenzukauf und v. a. auch
entgangene Erlöse. Dass der Absturz
noch zu Quotenzeiten kam, war allein der
fortgesetzten Aufweichung des Systems
durch Brüssel zuzuschreiben.
Eine „Soforthilfe“ der deutschen Regierung
für die von der ersten Milchkrise
gebeutelten Bauern kam dann in den
Jahren 2010 und 2011, sie wäre an sich
nicht mehr nötig gewesen, da die Märkte
sich längst gedreht hatten. Aber die
fast schon an Anarchie grenzenden, weit
über das Ziel hinausgeschossenen Bauernproteste
in 2008/2009 hatten sich
ausgezahlt.
In den Folgejahren zeigte sich, dass
es kaum einen Weg gibt, ohne Rückkehr
zu einer staatlichen Zwangsverwaltung
die Volatilität zu begrenzen. Gerade in
Phasen sinkender Milchpreise melken die
Landwirte noch mehr, um wenigstens
irgendwie auf die Kosten zu kommen,
„Amokmelken“ lautet der treffende Begriff
dafür. Dieses Phänomen verzögert
die Rückkehr zur Normalität und zu den
Hochpreisphasen im Milchmarktzyklus.
Wie es scheint, können allenfalls Teilmengen
risikogesichert werden. Damit gilt für
die Bewältigung dieser Marktkrisen auch
Roland Soßna
Redaktion molkerei-industrie