Die Führungsriege der Moers Frischeprodukte hat Großes mit dem Standort Moers
vor (von links): André Feist, Heinrich Gropper und Thomas Dohrwardt (Foto: mi)
8 2018 | moproweb.de 55
Gropper startet in Moers mit Direktsaft
und Weidemilch, beides in der PET-Flasche
(Foto: Molkerei Gropper)
demnächst soll eine Linie aus Bissingen
umgesetzt werden, die Installation weiterer
Kapazitäten ist schon fest geplant.
Eine erste Abfülllinie hat Gropper bereits
in 2017 in Moers installiert. Es handelt
sich um eine Krones-Maschine, die 18.000
PET-Flaschen pro Stunde abfüllt, vorzugsweise
mit Säften und Smoothies. Bis zum
Jahresende wird ein weiterer Krones-Füller
hinzukommen, der mit ähnlicher Leistung
Milch in PET-Gebinde verpacken wird. Auf
dieser Linie wird unter anderem die bei LIDL
neu eingeführte Weidemilch laufen. In der
Übergangszeit produziert das Werk Bissingen,
wo auch schon seit einigen Monaten
die Alpenmilch in PET abgefüllt wird. Die
Weidemilch ist die erste Milch in der PETFlasche
in ganz Deutschland, die die Anforderungen
des Deutschen Tierschutzbundes
der Premiumstufe erfüllt.
Erfahrungsaustausch
Moers Frischeprodukte ist, wie Gropper
betont, ein eigenständiges Unternehmen,
geführt von Thomas Dohrwardt (GF Supply
Chain, Produktion, Technik, HR) und André
Feist (GF Finanzen und IT) Alles allein müssen
sie aber nicht stemmen, in einigen Bereichen
wie z. B. IT oder Engineering, Bauplanung
usw. helfen die Unternehmenseigner
mit ihren jeweiligen Ressourcen aus, wobei
der Aufwand mit Moers Frischeprodukte
verrechnet wird. Ein Erfahrungsaustausch
der Mitarbeiter der 2. Führungsebene ist
zwischen Bissingen und Moers bereits erfolgt,
die Mitarbeiter kennen sich also und
können nun „loslegen“.
Gut gelegener Standort
Hintergrund der Schaffung der Moers Frischeprodukte
ist einerseits, dass Dr. Oetker
Erweiterungsmöglichkeiten am Standort
Moers bereitstellen konnte. Zum anderen ist
Gropper am Standort Bissingen an die Grenzen
des Möglichen gestoßen. Eine Werkserweiterung
wäre theoretisch möglich
gewesen, praktisch wäre dies aber dem
Komplettneubau einer Molkerei gleichgekommen.
Schon zu Anfang der Gespräche
mit Dr. Oetker hatte Gropper 2015 einen Teil
seiner Saftabfüllung aus akutem Platzmangel
im Stammwerk an den neuen Standort
Stockach überführt. Mit Moers Frischeprodukte
konnten die Partner eine echte Win-
Win-Situation schaffen, zumal der Betrieb
„gut investiert“ ist. Der Standort Moers liegt
zudem günstig, 20 Mio. Verbraucher sind
quasi vor dem Werkstor, wichtige Exportländer
wie Benelux, das UK oder Skandinavien
sind relativ nah gelegen und der Hafen von
Rotterdam, über den Gropper z. B. seinen
Orangen-Direktsaft aus Brasilien bezieht, ist
nicht weit entfernt.
Trinkmilch in PET
Im deutschen Markt ist Gropper der erste
Hersteller von Konsummilch in der PETFlasche,
die als Eigenmarke bei führenden
Discountern verkauft wird. Mit einer Preisstellung
von ca. einem Euro sind Alpen-
und Weidemilch (3,8 % Fett) keineswegs
in der Preiseinstiegsstufe, sondern im gehobenen
Sortiment angesiedelt. Gropper
verwendet kein reines PET, sondern lässt
50 % Recyclat in die Preforms einarbeiten.
Langzeittests haben die Sicherheit dieses
Materials bestätigt, es kommt zu keiner Migration.
Auf Sicht, so Gropper, dürfte PET
aber wohl nicht für die preiswerten Milchsorten
verwendet werden. PET steht vielmehr
für Mehrwertkonzepte, die zusammen
mit dem Handel entwickelt werden.
Redundanz aufbauen
Wie schon für sein eigenes Unternehmen
gibt Heinrich Gropper auch für Moers Frischeprodukte
keine Umsatz- oder Milchmengenziele
vor. Es gehe vielmehr darum,
das Geschäft zu entwickeln, sich bietende
Chancen zu erkennen und dann auch in passende
Konzepte für den LEH umzusetzen.
Dabei wird Deutschland weiterhin der Fokus
bleiben. Gropper: „Wir haben ganz bewusst
keine Internationalisierungsstrategie gewählt.
Denn von Deutschland aus lassen sich
große Teile Europas bedienen. Unser Exportanteil
von 30 % belegt dies.“ In Zukunft will
Gropper die Produktion seiner verschiedenen
Umsatzträger, also Saft, Milch, Kaffeegetränke,
Smoothies usw. redundant gestalten,
um den Kunden Liefersicherheit ebenso
bieten zu können wie regionale Nähe.