mi | Events
Offenbar mit großer Erwartung
war der Vortrag des
Präsidenten des Bundeskartellamts,
Andreas Mundt,
von der Jahrestagung des Milchindustrie-
Verbandes (MIV) am 27. Oktober in Augsburg
erwartet worden. Dies ließ jedenfalls
der ungewöhnlich gute Besuch der Veranstaltung
schließen. Am Ende, um das Fazit
vorwegzunehmen, wurden diese Erwartungen
jedoch nicht erfüllt.
Das deutsche Wettbewerbssystem basiert
auf gesellschaftlichen Werten wie
Freiheit, Eigeninitiative und Eigenverantwortung,
zitierte der MIV-Vorsitzende Peter
Stahl (Hochland) in seiner Begrüßung
aus einer Broschüre des Bundeskartellamts
(BKartA). Damit sei Mundt „willkommen
unter Freunden“, sagte Stahl, um
dann sofort auf die vom Kartellamt behauptete
geringe Wettbewerbsintensität
in der Rohmilchbeschaffung einzugehen.
Dies sei tatsächlich keineswegs der Fall, so
Stahl mit dem Hinweis darauf, dass jüngst
die Omira gerade wegen ihres Milchpreises
die Eigenständigkeit verloren hat. Laut
einer Studie der HSH Bank erzielen Molkereien
gerade einmal 1,8 % Umsatzrendite
– wenn der Wettbewerb um den Rohstoff
so gering wie behauptet sei, müsste die
Branche doch bessere Ergebnisse erzielen
können, folgerte der Hochland-Chef. Stahl
stellte auch die Frage in den Vordergrund,
ob ein deutscher Alleingang angesichts des
Wettbewerbs durch ausländische Anbieter
sinnvoll ist.
In seinem Vortrag betonte Mundt, dass
das Auslaufen der Quote die Milchwirtschaft
mehr zum Markt gebracht habe,
dass sich aber parallel an den Lieferbedingungen
nichts geändert habe. Obwohl die
Produktionsmengen nun frei sind, gebe es
34 11 2017 | moproweb.de
keine Mechanismen, die einen Preisverfall
verhindern können. Fünf Aspekte liegen
dem BKartA besonders am Herzen, sagte
Mundt: diese bestehen in der 100%igen Abnahme
und Andienungspflicht, den langen
Laufzeiten der Lieferverträge, Verträgen
Bundeskartellamts-Präsident Andreas
Mundt rief mit seinem Vortrag keine
Begeisterung bei den Vertretern der dt.
Milchwirtschaft hervor (Foto: mi)
mit Preisreferenzierung verbunden mit hoher
Markttransparenz und darin, dass der
Milchpreis im Prinzip aus dem Erlös minus
den Kosten gebildet wird – wodurch die
Bauern das alleinige Risiko trügen. Der LEH
könne die Verhandlungen mit der Branche
Kartellrecht und
Agrarpolitik
MIV-Jahrestagung 2017 in Augsburg
Die Jahrestagung des MIV in Augsburg war überraschend gut besucht (Foto: mi)