11 2017 | moproweb.de 35
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Produktkennzeichnung
und Markenschutz
für Molkereiprodukte
www.domino-deutschland.de
Markus Ferber wies darauf hin, dass die
Bundesländer mehr Spielraum für eine
Bindung der Zahlungen aus der 1. Säule
an bestimmte Vorgaben bekommen
werden (Foto: mi)
im jetzigen System außerordentlich leicht
führen, folgerte Mundt. Das „Machtgefälle“
zwischen Molkereien und den Erzeugern
bezeichnete Mundt als wettbewerbswidrig,
wodurch sein Amt das Recht zum Eingreifen
bekomme. Mundt bestand darauf, dass
es kürzere Kündigungszeiten geben müsse.
Im Markt müsse sich mehr Flexibilität etablieren,
Verträge müssten Mengen und Preise
vorab festlegen.
Eingehend auf die Untersuchung der Lieferbeziehungen
bei DMK lobte Mundt, dass
ohne Absprache mit seinem Amt die Kündigungsfrist
auf ein Jahr verkürzt wurde. Allerdings
sei an der Andienungspflicht nichts
geändert worden, das BKartA werde nun die
weitere Entwicklung bei DMK beobachten,
wobei Mundt betonte, dass das Verfahren
nicht auf eine evtl. Bußgeldzahlung abzielt.
Mit seinem Agieren wolle er keinen Keil zwischen
Genossenschaften und deren Mitglieder
treiben, erklärte Mundt. Genossenschaften
seien insbesondere wichtig, weil
sie beim Kampf von Klein gegen Groß helfen.
Angesichts des Konsolidierungsgrades
in der Branche müssten sich die eGs aber an
den gleichen Maßstäben messen lassen wie
Privatunternehmen. Der Milchwirtschaft bescheinigte
der BKartA-Präsident eine gewisse
Sonderstellung, da es nirgendwo anders
so stark ausgeprägte Marktkrisen gebe …
Die Anpassung der Artikel 148 und 152
der Agrarmarktordnung der EU bezeichnete
Mundt als über das Ziel hinausgeschossen.
Erzeugerorganisationen könnten ab
2018 auf Basis der neuen Regelungen weitreichende
Kartelle bilden.
Andreas Buhr fordert einen Mindset-
Wechsel, da Kunden über das Internet
durchaus besser informiert sein können
als Verkäufer. Die Absatzstrategien
müssten dem Verschmelzen von Internet
und realer Welt Rechnung tragen
(Foto: mi)
Ivonne Kuhlmann entführte die Molkeristen
auf eine Reise nach Neuseeland
(Foto: mi)
Die Diskussion des Vortrags drehte sich auch
um die öffentliche Reaktion auf Marktkrisen,
die in der Milchwirtschaft deutlich heftiger
ausfällt als in anderen Agrarbereichen
– so rufen z. B. die Schweinemäster nicht
dauernd nach staatlichen Eingriffen. In diesem
Zusammenhang wies Mundt darauf hin,
dass Preissignale aus dem Milchmarkt nicht
eine an sich nötige Produktionsminderung
auslösen; die Molkereien und Erzeuger seien
aneinander gefesselt, die Balance stimme
nicht, so Mundt. Auf einen Hinweis eines Genossenschaftsvertreters,
dass eine große
Mehrheit der Erzeuger Abnahmesicherheit
wünscht und man ohne Andienungspflicht
keine Mengen steuern könne, wusste Mundt
keine wirklich schlüssige Antwort zu geben.
Agrarpolitik
Markus Ferber, MdEP, warf einen Blick auf
den neuen Finanzrahmen der EU, der sich
im kommenden Jahr auch auf die Agrarförderung
auswirken wird. Parallel wird
die EU nämlich auch weitere Aufgaben für
die Mitgliedsstaaten übernehmen müssen.
Laut Ferber sind Kürzungen an der 1. Säule,
der Flächenprämie, sowie auch weiteres
Greening in der 2. Säule zu erwarten. Bei
der ersten Säule werden die Mitgliedsstaaten,
in Deutschland also die Bundesländer,
mehr Spielraum zur Bindung der Auszahlung
an gewisse Vorgaben bekommen.
Neuseeland
Ivonne Kuhlmann, die als Deutsche bei der
neuseeländischen Molkerei Open Country
(1,6 Mrd. l, zweitgrößter Verarbeiter des
Landes) arbeitet, beschrieb die Milchwirtschaft
bei den „Kiwis“. Das Land hat seine
Milcherzeugung seit 2005 um 47 % auf
20,8 Mrd. l ausgedehnt, weiteres Wachstum
ist zu erwarten. Neuseeland hat bei
Milch einen Selbstversorgungsgrad von
300 %, mit einem Anteil von nur 3 % an
der Weltmilchmenge stellt das Land 35 %
der weltweiten Moproexporte. 95 % des
Rohstoffaufkommens werden exportiert,
Neuseeland wickelt 80 % seiner Milch-
exporte im Rahmen von Freihandelsabkommen
ab. Verhandlungen mit der EU
über ein FTA stehen bevor.