Christoph Petznik, msg:
„Je früher sich Dairy-Unternehmen mit der Digitalisierung
auseinandersetzen, umso besser für sie“ (Foto: msg)
11 2017 | moproweb.de 45
Digitalisierung
in der Milchindustrie
Christoph Petznik, Leiter der Branche Food bei msg, zum Thema
mi: Digitalisierung war das große Thema
der Veranstaltung. Wie wichtig ist es heute
schon, dass sich Molkereien und milchverarbeitende
Betriebe Gedanken über die Digitalisierung
machen?
Petznik: Wichtig ist, die Digitalisierung als
Chance zu sehen, um sowohl den Kunden
z. B. hinsichtlich Transparenz, aber auch den
Molkereien durch genauere Planungen, Qualitätsverbesserungen,
etc. selbst einen Nutzen
bzw. Mehrwert zu schaffen. Je früher ein
Unternehmen die Digitalisierung nutzt, desto
besser und erfolgreicher kann es agieren.
mi: Können Sie uns einen kurzen Überblick
über die vorhandenen Systeme geben, die
in der Molkerei-Industrie als Einstieg in die
Digitalisierung und für den Ausbau vorhanden
sind.
Petznik: Hier sind vor allem die zu 100 % SAP
integrierten Branchenlösungen für SAP Dairy
zu nennen, die den Unternehmen helfen ihre
Effizienzen im Einkauf, der Produktion und
im Verkauf weiter zu steigern. Vor allem mit
der neuen S/4HANA Version ist auch eine Integration
mit den neuen Digitalisierungstools
der SAP (SAP Leonardo) möglich.
Interview | mi
Das „SAP Dairy Management by msg“ System
ist eine voll integrierte Erweiterung der
bestehenden SAP ERP / S/4HANA Systeme.
„SAP Dairy“ beinhaltet die Module „Planning,
„Plant Operations“ und „Costing“.
mi: Welche Voraussetzungen sind für die jeweiligen
Software-Komponenten mindestens
notwendig?
Petznik: Für die Einführung von SAP Dairy Management
by msg ist SAP ERP oder S/4HANA
notwendig. Des Weiteren helfen moderne
Cloud-Technologien, um Kunden/Landwirten
Zugriff auf Mehrwertdienste zu ermöglichen.
mi: Wie hoch/intensiv ist der Schulungs- und
Wartungsaufwand bei den verschiedenen
Modulen?
Petznik: Das ist schwierig zu beziffern, da es
vom Know-how des Kunden abhängt. Jedoch
dürften in der Regel 1–2 Wochen für Grundschulung
ausreichend sein. Eine weitergehende
vertiefende Schulung wird empfohlen.
Der Wartungsaufwand ist gering.
mi: Welche Synergien und Vorteile entstehen
durch die Anwendung der jeweiligen Tools?
Petznik: Die Prozesse und Funktionen sind
gegenüber dem SAP-Standard um die Anforderungen
der Milchwirtschaft erweitert (z. B.
Bewertung auf Basis der Inhaltsstoffe, Berücksichtigung
von Reifezeiten & Verlusten in
der Planung, etc.).
Dementsprechend ergeben sich viele Potentiale
zur Effizienzsteigerung und Transparenzschaffung.
Durch flexibel einsetzbare
Add-Ons wie beispielsweise Affinage für Käsereifung
ergeben sich weitere zusätzliche
Möglichkeiten zur Optimierung.
mi: Bei der Tagung wurden auch Cloud-Lösungen
wie SAP Leonardo vorgestellt. Was denken Sie,
werden sich diese Standards bis hin zum landwirtschaftlichen
Erzeuger auch in Deutschland
zeitnah durchsetzen? Und wenn ja bis wann?
Petznik: Der Kunde wird in naher Zukunft
immer mehr Transparenz fordern. Um diese
Transparenz gewährleisten zu können, muss
in Zukunft die gesamte Lieferkette, also vom
Bauernhof bis zur Supermarktkette, digital
erfasst werden. Das heißt: Ja, sie werden sich
durchsetzen, wobei sicherlich die „großen“
Molkereien früher damit starten werden,
auch ihre Erzeugerbetriebe mit der erforderlichen
Software auszustatten.