Lernfähige Bediener-
assistenzsysteme für
Verarbeitungsmaschinen
16 5 2018 | moproweb.de
Unsere Autoren: Andre Schult, Tilman Klaeger, Dr. Lukas Oehm (Fraunhofer IVV Dresden)
mi | Technik/IT
Bei Verarbeitungsanlagen handelt
es sich oft um verkettete Hochleistungsmaschinen
zum Herstellen
und Verpacken von Massenbedarfsgütern
wie bspw. Lebensmitteln und
Pharmazeutika. Die fortschreitende Entwicklung
führt zu immer schnelleren und
flexibleren Anlagen in deren Folge auch die
Prozesse deutlich an Komplexität zunehmen.
Störungen in diesen Prozessen sind allerdings
auch trotz des zunehmenden Automatisierungsgrades
nicht vollkommen vermeidbar.
Exemplarischen Analysen des Fraunhofer
IVV Dresden zufolge sind 70 % der ungeplant
unterbrochenen Produktionsphasen kürzer
als 5 Minuten. Dabei handelt es sich in 70 %
der Störungen um sogenannte Mikrostörungen
von weniger als 2 Minuten. Das sind Anzeichen
dafür, dass Störungen häufig nur in
ihrer Auswirkung, nicht aber in ihrer tatsächlichen
Ursache behoben werden und daher
wiederholt auftreten. Neben hohen Produktionsverlusten
führt dies oft zu einer starken
psychischen Belastung der Bediener.
Oft wenig
Prozessverständnis
Es zeigt sich, dass den Bedienern sowohl Prozessverständnis
als auch Erfahrung fehlt. Das
Prozessverständnis hilft, Zusammenhänge
von Fehlerbildern und möglichen Ursachen zu
identifizieren und gezielt nach Lösungen zu
suchen. Erfahrung dagegen bezieht sich auf
das Wissen zum Erfolg bisheriger Lösungsstrategien
in Bezug auf konkrete Störfälle.
Sowohl Prozesswissen als auch Erfahrung ist
trotz hoher Automatisierung bei den meisten
Anlagen von zentraler Notwendigkeit um
stabile Prozesse und hohe Anlagenwirkungsgrade
zu erreichen. Wichtig ist demnach ein
Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen
den Bedienern. Demografische Effekte wie
bspw. zunehmende Fluktuation erschweren
diesen klassischen Weg des Erfahrungsaufbaus.
Daher wird versucht das Wissen über
Störungen und deren Behebung mit Logbüchern
und Maschinenhandbüchern an und in
den Maschinen zu sammeln. Diese werden
jedoch nur selten ausreichend geführt und
bieten im Fall von Störungen keine Möglichkeit
schnell eine passende Strategie zur Lö-
(Foto: Fraunhofer IVV Dresden)