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konkreten Anlage. Zur Lösung dieser Herausforderung
werden Möglichkeiten zur
universellen Extraktion von Merkmalen
entwickelt. Ziel ist eine deutliche Reduktion
von Überanpassungen und dadurch
verbesserte Diagnosequalität des Systems.
Zur Erhöhung der Lerngeschwindigkeit
kommen zusätzlich virtuelle Zwillinge
zum Einsatz. Diese ermöglichen vor der
Realisierung der Anlage eine virtuelle Inbetriebnahme,
eine erste Datenaufzeichnung
und Merkmalsextraktion sowie Generierung
überwachter Datensätze.
Assistenzsystem kann
Zuordnungen treffen
Damit entsteht ein Assistenzsystem, welches
Daten der Maschine im laufenden
Betrieb zu bekannten Zuständen und Störungen
zuordnen kann. Aus einer Expertendatenbank
können für die diagnostizierte
Situation spezifische Informationen
und Lösungsstrategien angezeigt werden.
Diese Informationen können durch einen
18 5 2018 | moproweb.de
Experten beliebig ergänzt oder bei bisher
unbekannten Störungen auch neu hinzugefügt
werden. Dadurch ist das System
durch einen Experten lernfähig.
Durch Einsatz eines derartigen Assistenzsystems
kann der Wirkungsgrad von
Anlagen zukünftig deutlich gesteigert
werden. Grundlage ist das erstmals zusammengeführte,
nutzbare und digitalisierte
Bedienererfahrungswissen. Da das System
nicht aktiv in den Prozess eingreift,
sondern stets nur als virtueller Kollege
beratend zur Seite steht, wird der eigene
Lernprozess des Bedieners deutlich
beschleunigt. Darauf aufbauend wird dieser
schneller befähigt auch komplexere,
seltenere Störungen zu verstehen und
entsprechende Lösungsstrategien selbstständig
zu entwickeln. Die gesteigerte Sicherheit,
die bessere Unterstützung und
die unternehmensweite Nutzung der eigenen
Erfahrungen erhöht die Motivation
und führt zu einer höheren Identifikation
mit dem Unternehmen. Darüber hinaus ist
denkbar, dass das Assistenzsystem je nach
Komplexität des Störfalls verschiedene
Bediener je nach Erfahrungswissen automatisch
verständigt. Der parallele Einsatz
von mehreren Bedienern auf verschiedenen
Anlagen senkt die Gefahr einer Unter-
oder Überforderung und führt zu einer
abwechslungsreicheren Tätigkeit.
Das Assistenzsystem kann sowohl auf
bestehenden als auch auf neuen Anlagen
adaptiert werden. Durch eine Grundkonfiguration
des Systems wird Basiswissen zur
Anlage und zum Prozess in das System eingespielt.
Je umfangreicher dieser Datensatz
ist, desto schneller sind korrekte und präzise
Diagnosen zu erwarten. Dabei wird es sich
im Wesentlichen um vorhandene Daten wie
Prozess- und Anlagenmodelle handeln.
Neben der Unterstützung des Bedieners
an einer Anlage kann die entstehende
Datenbank vielfältig genutzt werden.
Dadurch ergeben sich zahlreiche neue Geschäftsmodelle.
Beispielsweise ist es denkbar,
ein weltweites Lernen baugleicher Anlagen
über ein cloudbasiertes System oder
über Updates optional anzubieten und Wissen
im gesamten Unternehmen aufzubauen.
Darüber hinaus enthält die Datenbank
wertvolle Informationen für Produktionsplanung
und Anlagenweiterentwicklung. In
diesem Zusammenhang bieten sich für Anlagenhersteller
und -betreiber zahlreiche
Modelle und ein beidseitiger Mehrwert der
weiteren Kooperation auch nach der Anlageninbetriebnahme.
Durch den Einsatz eines solchen Systems
ergeben sich demnach zahlreiche
wirtschaftliche und soziale Vorteile, insbesondere
mit Blick auf die Herausforderungen
im Kontext Industrie 4.0. Die aktuellen
Entwicklungen am Fraunhofer IVV
Dresden legen die Grundlagen und zeigen
dadurch Möglichkeiten und Grenzen eines
solchen Systems auf.
70 % der ungeplant unterbrochenen Produktionsphasen sind kürzer als 5 Minuten
(Foto: Fraunhofer IVV Dresden)
LEUTE
z Hochland Deutschland hat Michael Lohrmann,
46, per 1. April z um Vertriebsdirektor Consumer
Brands ernannt. Sein Verantwortungsbereich umfasst
das Key Account Management und den Key
Account Support, den Außendienst sowie das Sales
Development für das Markengeschäft in Deutschland, Österreich
und der Schweiz.
z Die Watson-Marlow Fluid Technology Group hat
Rainer Schmid auf die neue Position des Regional
Sales Managers für die Region Central Europe berufen.
Er ist für den Vertrieb in Deutschland, den
Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Österreich, Slowenien,
Kroatien und Serbien verantwortlich.