5 2018 | moproweb.de 33
Das korrekte Einsetzen von Gehörschutz will gelernt sein
(Foto: BGN)
Bei allen Arten von Gehörschutz ist darauf zu achten, dass
weder unter- noch überprotektiert wird (Foto: BGN)
kann der Stöpsel für den Gehörgang zu groß sein. Unternehmen
sollten darauf achten, dass Ein- oder Mehrwegstöpsel in zwei Größen
zur Verfügung stehen. Die Mitarbeiter sollten verschiedene
Größen probieren und sich für die passende entscheiden.
Individuelle Schalldämmung
Ob Gehörschutz richtig sitzt, lässt sich mit einer Funktionskontrolle
feststellen, bei der die individuelle Schalldämmung bestimmt
wird. Dazu gibt es verschiedene Verfahren: Mit einem Hörtest wie
beim Ohrenarzt werden verschiedene Frequenzen mit und ohne
Gehörschutz gemessen. Oder es werden vor und hinter dem Gehörschutz
Mikrofone positioniert, mit deren Hilfe der Schallpegel
oder einzelne Frequenzen gemessen werden. In beiden Fällen lässt
sich aus der Differenz der Schallpegel mehrerer Frequenzen mit
und ohne Gehörschutz die individuelle Schalldämmung ermitteln
– und damit der korrekte Sitz des Gehörschutzes sowie der angegebene
Schalldämmwert überprüfen.
Otoplastiken
Eine Kontrolle der individuellen Schalldämmung ist vor allem bei
den individuell angepassten Otoplastiken wichtig. Beim Gießen
des Abdrucks der Otoplastik können Fehler gemacht werden, z. B.
wenn der Mitarbeiter den Kiefer bewegt. Möglich ist auch, dass
Otoplastiken falsch eingesetzt werden. Um Verwechslungen zu
verhindern, wird die Otoplastik für das rechte Ohr meist mit einer
roten Markierung versehen.
Nach Produktsicherheitsgesetz dürfen nur Produkte auf den
Markt gebracht werden, die bei bestimmungsgemäßer Verwendung
die Sicherheit und Gesundheit von Personen nicht gefährden.
Für Otoplastiken bedeutet das: Die vom Hersteller garantierte
Schalldämmung muss eingehalten werden. Überprüfen muss das
der Hersteller innerhalb von 6 Monaten nach Auslieferung (Erstprüfung).
Danach muss der Arbeitgeber spätestens alle drei Jahre
eine Wiederholungsprüfung z. B. vom Betriebsarzt durchführen
lassen, da sich Otoplastiken aufgrund ihres Materials verändern
können. Auch die Gehörgänge der Gehörschutzträger können sich
im Lauf der Zeit verändern (siehe Präventionsleitlinie „Einsatz von
Gehörschutz-Otoplastiken“).
Welcher Pegel wirkt am Ohr?
Beispielrechnung mit modifiziertem HML-Check
Die Formel:
L’(ex,8h) = L(ex,8h) – (M – Ks)
L’(ex,8h) = 90 dB(A) – (30 dB – 9 dB) = 69 dB(A)
L’ex,8h: hinter dem Gehörschutz am Ohr wirksamer Pegel
Lex,8h: Tages-Lärmexpositionspegel, im Beispiel 90 dB(A)
M: Schalldämmungswert, je nach Anwendungsfall für
überwiegend hohe (High), mittlere (Medium) oder tiefe
(Low) Frequenzen, im Beispiel 30 dB
Ks: Praxisabschlag, im Beispiel 9 dB für Einwegstöpsel
Der berechnete Wert von 69 dB(A) am Ohr stellt eine Überprotektion
dar. Mitarbeiter können sich isoliert fühlen. Die
Kommunikation mit Kollegen ist nicht oder nur eingeschränkt
möglich. Warnsignale werden eventuell nicht gehört. Gehörschutzstöpsel
mit einer Schalldämmung von 30 dB und mehr
sind deshalb für solche Lärmbereiche nicht geeignet.
Mehr Infos, siehe DGUV Regel 112-194 „Benutzung von Gehörschutz“
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