mi | Markt/Ökonomie/Betriebswirtschaft
Risikomanagement
Warenterminbörse und Milchmarkt
Unser Autor: Robert Theis, H. Jürgen Kiefer GmbH, Rheingrafenstrasse 9, 55583 Bad Münster am Stein –
Ebernburg, Telefon: +49 6708 6417-13, E-Mail: theis@hjkiefer.de
Die letzten Jahre haben gezeigt,
dass Warenterminbörsen in den
globalen Milchproduktenmärkten
angekommen sind. Sie wurden
als das erkannt, was sie sind: hocheffiziente
Vermarktungsinstrumente!
Die Einsicht in die Notwendigkeit zum
Umdenken kam dabei aus dem Milchmarkt
selbst. Denn die Preise für Milch und Milchprodukte
verließen jahrzehntealte schmale
Korridore und zeigten Schwankungen, die
man bislang nicht kannte. Milchpreiskrisen
und Hochpreisphasen wechselten sich gleichermaßen
ab. Die Milchwelt war in Umwälzung
geraten und stellte Anforderungen an
die Marktteilnehmer, denen althergebrach-
Class III - Open Interest Futures & Optionen (CME GROUP, 2018b)
18 5 2019 | moproweb.de
te Kontraktformen nicht mehr gerecht werden
konnten. Feste Preise und lange Laufzeiten
erwiesen sich als nicht mehr zeitgemäß.
Entweder klagte die eine oder die andere
Marktseite über die abgeschlossenen Kontrakte
und versuchte, in Nachverhandlungen
Preisverbesserungen zu erzielen. Allen
kam zu Bewusstsein, dass man nach weniger
starren Kontraktformen Ausschau halten
musste. Flexibilität sollte her, gleichzeitig
suchte man aber auch nach Möglichkeiten,
sich vor ungünstigen Preisentwicklungen in
der Zukunft zu schützen. Das scheinbar Unverträgliche
sollte miteinander vereint werden.
Konnte das gelingen? Es gelang – die
Warenterminbörsen machten es möglich!
In den USA war die Entwicklung am erfreulichsten.
Hier kam es zu den größten Steigerungen
der Umsatztätigkeit, sowohl bei
Futures als auch bei Optionen. Die Wachstumsraten
an der Börse in Neuseeland waren
ebenfalls sehr respektabel. In Europa findet
diese Entwicklung bislang nur wenig Nachahmung.
Lediglich aus dem angelsächsischen
Raum Europas ist zu vernehmen, dass der
regelmäßige Blick auf die Warenterminbörsennotierungen
zur Gewohnheit geworden
ist. Hier sind auch preisflexible Vertragsmodelle
zwischen allen Wirtschaftsstufen in den
letzten Jahren vorangetrieben worden. Viele
dieser Modelle nehmen ihre Preisreferenz an
der Warenterminbörse. In Deutschland stellt
das leider noch die Ausnahme dar.
Grundlage: Futures
An einer Warenterminbörse werden Waren
auf Termin gehandelt. Handelsgegenstand
sind dabei nicht die Waren selbst, sondern
vereinheitlichte Kontrakte – sogenannte
Futures. An der EEX in Leipzig werden auf
diese Weise, Magermilchpulver, Butter, Molkenpulver
und Flüssigmilch gehandelt. Einzelheiten
regeln die jeweiligen Kontraktspezifikationen.
Das Interessante dabei ist, dass
sich die handelbaren Termine (Fälligkeiten)
über 18 konsekutive Monate in die Zukunft
richten! Die Warenterminbörse liefert also
an jedem Handelstag Zukunftspreise für die
genannten Waren. Der Zukunftszeitraum
von anderthalb Jahren wird praktisch in
achtzehn handelbare Teilstücke zerlegt, die
handelsmäßig einzeln angesprochen werden
können. Damit wird an der Börse die