nen Unternehmens und im Sinne der Milcherzeuger.
Denn das, was wir gerade gesellschaftlich
und medial erleben, ist für mich erst
der Anfang. Auf dem Risikoradar stehen
neben den aktuellen Themen wie Artenvielfalt
und Haltungsformen noch eine ganze
Reihe mehr. Zum Beispiel die Sojaimporte
aus Brasilien, die dort die Primärwälder verdrängen
und durch Monokulturen und chemischen
Pflanzenschutz die Biodiversität
und Kohlendioxid-Senken zerstören. Und
dieser Nährstoffimport führt dann in Europa
über die Gülle zu Nitratbelastungen, die
das Grundwasser in Deutschland zum zweitschlechtesten
in ganz Europa machen. Auch
wenn wir unterstellen, dass die große Masse
der deutschen Verbraucher diese Zusammenhänge
nicht verstehen will oder kann,
wenn sie vor dem Regal stehen, so sollten
wir davon ausgehen, dass die Lethargie
schnell verfliegt, wenn es um die Qualität
des eigenen Trinkwassers geht.
Gesellschaftliche
Mammutaufgabe
Natürlich ist klar, dass diese überwältigenden
Probleme nicht allein von der Landwirtschaft
zu verantworten sind und auch nicht
von ihr alleine gelöst werden können. Es
ist eine gesellschaftliche Mammutaufgabe,
bei der wir als Konsumenten mit unseren
Kaufentscheidungen aber immer noch den
8 5 2019 | moproweb.de
größten Einfluss haben, neben den Erzeugern,
neben uns als Molkerei, neben dem
Handel und neben der Politik. Nach dem
großen Erfolg des Volksbegehrens „Artenvielfalt”
erwartet und befürchtet der
bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger
höhere Lebensmittelkosten, denn die Bauern
müssten von ihren Höfen ja auch leben
können. Ich kann Hubert Aiwanger nur zweimal
ein Ja zurufen. Ja, zur Nachhaltigkeit
gehört selbstverständlich die wirtschaftliche
Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen
Betriebe und ja, Lebensmittel sollten und
werden in Zukunft den Preis haben, der
ihrem Wert und ihrem Einfluss auf die Umwelt
entspricht.
Hochlands Nachhaltigkeits
Initiativen
2011 haben wir Grünländer mit der Grünen
Seele als erste große Käsemarke in
Deutschland auf „ohne Gentechnik” umgestellt,
zusammen mit unserem Partner
Bechtel und den Landwirten in der Oberpfalz.
Hochland war auch das erste Käseunternehmen,
das weitere Werke gleich
in mehreren europäischen Ländern auf
„ohne Gentechnik“ umgestellt hat, in Polen
und in Frankreich. Die Umstellung in Frankreich
hat übrigens deswegen so gut funktioniert,
weil Landwirte aus der Oberpfalz
und Landwirte aus Lothringen sich bei Kaffee
und Kuchen und mit Simultanübersetzung
im Ohr ausgetauscht haben. Darauf
sind wir noch heute stolz. Gleichzeitig geht
die Entwicklung weiter: „Ohne Gentechnik“
wurde in den letzten Jahren im Grunde
zum neuen Standard in Deutschland, und
jetzt darf man gespannt sein, wie sich die
grüne Gentechnik weiter entwickeln wird.
Zwei Initiativen haben wir jüngst umgesetzt:
Unsere Milchbauern im oberbayerischen
Schongau, wo wir neben Handelsmarken
und Food Service-Produkten die
Marken Almette und Patros produzieren,
verzichten seit Januar 2019 auf den Einsatz
von Totalherbiziden (wie Glyphosat) und auf
die Ausbringung von Gärsubstrat aus Nicht-
NaWaRo-Anlagen auf ihren Feldern und
Wiesen, weil darin auch nennenswerte Mengen
von Mikroplastik enthalten sein können.
Diese Vereinbarung hat uns neben Anerkennung
auch viel Kritik eingebracht, etwa
dass wir das nur zur eigenen Profilierung
machen und uns zu Lasten der Milcherzeuger
zum Erfüllungsgehilfen des Handels machen
….doch weit gefehlt. Der Verzicht auf
Glyphosat und Gärsubstrat kam nicht auf
Druck des Handels zustande und wurde von
den Landwirten einstimmig entschieden.
Er entstand im Dialog auf Augenhöhe und
aus der gemeinsamen Haltung. Beiden liegt
uns viel am Erhalt der Kulturlandschaft, von
Wiesen und Äckern. Es gab eine überwältigende
Resonanz von Verbrauchern und von
unseren eigenen Mitarbeitern.
Aktuell gibt es eine leidenschaftliche und
kontroverse Debatte über Haltungsformen
und über die Anbindehaltung. Die ganzjährige
Anbindehaltung ist nach unserer Überzeugung
den kritischen Verbrauchern nicht
mehr vermittelbar und ist schlichtweg nicht
tiergerecht. Wir kennen natürlich auch unsere
eigene Erzeugerstruktur und die He-
Die Probleme von heute liegen nicht allein in der Verantwortung der Landwirtschaft
und können von ihr nicht allein gelöst werden – es ist eine gesellschaftliche Mammutaufgabe
(Foto: Hochland)
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