5 2019 | moproweb.de 7
Hochland ist einer der größten deutschen und europäischen Käsehersteller, das Unternehmen
betreibt 13 Käsewerke in Europa und den USA (Foto: Hochland)
Gesättigte Märkte
Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen,
meinen wir damit immer unsere Verantwortung
für die übergeordneten Systeme,
von denen wir abhängen, und unsere Verantwortung
für kommende Generationen.
Wenn und weil wir weiter wachsen und
prosperieren wollen, müssen wir also über
nachhaltiges Wachstum reden. Was verstehen
wir aber in gesättigten Märkten und
bei knappen, natürlichen Ressourcen unter
verantwortungsvollem, nachhaltigem
Wachstum?
In einem gesättigten Markt wie Deutschland
sind die Nachfragegrenzen erreicht,
die negativen ökologischen und sozialen
Folgen eines unbegrenzten Volumenwachstums
sind unübersehbar. Niemand kann sich
vor der Erkenntnis wegducken, dass die
derzeitige Wirtschaftsform mit ihrer ressourcenintensiven
Nutztierhaltung und Lebensmittelproduktion
längst an ihre Grenzen
gestoßen ist.
Sicher dachten oder hofften viele in der
Milchwirtschaft noch vor fünf bis acht
Jahren, als andere Branchen von Skandalen
gebeutelt wurden, dass in der Milchbranche
noch alles in Ordnung sei und sich
die Milcherzeuger sicher fühlen könnten.
Doch inzwischen sind wir mit einer Flut
an Meinungen und mit einer Wucht an Bildern
konfrontiert, die sich vor allem bei
der jungen Generation Bahn ins Bewusstsein
brechen.
Die Zeit des Mengenwachstums
ist vorbei
Wir müssen uns inzwischen ungläubig und
zunehmend ungeduldig fragen lassen: Was
macht ihr da eigentlich? Wir vermitteln
mehr und mehr den Eindruck einer hoch
subventionierten Branche, die ökologisch
und sozial bedenklich produziert. Alle paar
Jahre gibt es dann noch eine Milchmarktkrise
und die Politik muss uns retten. Haben
wir darauf wirklich schon die richtigen Ant-
Die Milch-Branche muss sich jetzt fragen lassen – ungläubig und immer ungeduldiger:
Was tut ihr? (Foto: Hochland)
worten? Es wird immer deutlicher, dass die
Zeit des Mengenwachstums zugunsten von
immer höherer Effizienz und steigender
Milchmenge mit sehr großer Wahrscheinlichkeit
zu Ende geht.
Wenn jetzt einige entgegnen, dass das
den Großteil der Verbraucher schlichtweg
nicht interessiert und es vor allem um den
günstigsten Preis geht, dann stelle ich die
Hypothese in den Raum, dass diese Verbraucher
großes Interesse daran haben werden,
wenn die Milch noch ressourceneffizienter
und günstiger produziert wird, dazu viel klimafreundlicher
und ganz ohne schlechtes
Gewissen, was das Tierwohl angeht – nämlich
im Labor. Die für mich nachvollziehbare
Kritik am derzeitigen Mengenwachstum
wird nicht mehr weichen, vor allem dann,
wenn es zulasten der Böden, des Trinkwassers
oder der Artenvielfalt erfolgt.
Molkereien und Milcherzeuger müssen
sich mehr einfallen lassen als nur den gewohnten
reflexartigen Gegenvorwurf, dass
auch andere Verantwortung tragen. Denn
dann ziehen wir uns lediglich in eine Opferhaltung
zurück und bestätigen damit die
Vorwürfe unserer Kritiker. Die Fleisch- und
die Milchproduktion stehen massiv im Fokus
der Verbraucher, Kunden, NGOs und
der Politik. Wer das bestreitet oder nur versucht,
dem mit Fundamentalopposition zu
begegnen, erkennt zum einen die Zeichen
der Zeit nicht und handelt zum anderen
nicht verantwortungsvoll im Sinne des eige