Referenzproben gewährleisten, dass das vom Instrument angezeigte
Analyseergebnis am Ende auch tatsächlich „stimmt“
(Foto: Qlip)
11 2019 | moproweb.de 29
165.000 Kontrollproben analysiert. Das geschieht auf der Basis
eines speziell zu diesem Zweck erstellten Plans. Darüber hinaus
werden jährlich über 200.000 Fett- und Eiweiß-Analysen mit Hilfe
der international anerkannten Referenzmethodik (Röse-Gottlieb
& Kjeldahl) ausgeführt, davon 90 % als Doppelbestimmung.
Anhand dieser Doppelanalysen wird die Messunsicherheit des
Kalibrationsmaterials berechnet (+/- 0,01 % für Fett und Eiweiß).
Spezifische Milcherzeugnisse
erfordern produktspezifische Eichlinien
Von den Herstellern werden die Messinstrumente mit Standard
Kalibrationslinien für Milcherzeugnisse, Rohmilch, Molke
und Rahm geliefert. In der Praxis wird mit diesen Instrumenten
aber ein breites Spektrum an spezifischen Milcherzeugnissen
analysiert, wie z. B. Molkenkonzentrate, Joghurt und
Eismischungen mit einer spezifischen Eiweiß-, Fett- und Laktosemenge.
Oft geschieht dies auf der Basis der verfügbaren
Standard-Eichlinien. Dadurch sind die Analyseergebnis möglicherweise
ungenau, was bedeutet, dass in der Praxis zu viel Eiweiß,
Fett oder Laktose „verschenkt“ wird. Auf Jahresbasis kann
es dabei durchaus um erhebliche Summen gehen – fallweise um
über 100.000 € pro Jahr. Die Molkereiunternehmen baten Qlip
darum um die Entwicklung und Wartung spezifischer Eichlinien
und die Einrichtung von Messinstrumenten. Auf diese Weise
können die Molkereiunternehmen sich auf zuverlässige und richtige
Analyseergebnisse verlassen.
Damit qualitativ hochwertige Analyseergebnisse für spezifische
Milcherzeugnisse generiert werden, wird die Kalibration
von Messinstrumenten für diese spezifischen Erzeugnisse
empfohlen. Für zahlreiche Milchverarbeiter werden im Milchanalytik
Labor in Zutphen produkt- und kundenspezifische Kalibrationsreihen
entwickelt. Auf diese Weise können die Messinstrumente
mit einer produktspezifischen und robusten Eichlinie
ausgestattet werden. So wird eine solide Ausgangsbasis und
eine zuverlässige Informationsquelle geschaffen, mit deren Hilfe
die Zusammensetzung des Endprodukts in Richtung der verlangten
Produktspezifikationen eingestellt werden kann.
Hochwertiges Referenzmaterial
Besonders wichtig ist es dabei, hochwertige und zertifizierte
Kontrollproben und Kalibrationsreihen zu verwenden. Auch die
richtige Vorbehandlung des Probenmaterials ist für ein zuverlässiges
Analyseergebnis von entscheidender Bedeutung. Bei
der Erwärmung auf die richtige Temperatur sowie beim Mischen
der Probe muss eine Standard-Arbeitsweise befolgt werden. In
Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Milchprodukts ist
eine spezifische Vorbehandlung erforderlich. Für Molkereiunternehmen
kann Qlip dazu verschiedene SOP-Anweisungen (Standard
Operating Procedures) anbieten.
Es kommt ganz entscheidend auf einen auf das jeweilige Instrument
und das jeweilige Produkt abgestimmten Kontrollplan
und eine gesicherte Arbeitsweise an.
Zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit kommt es entscheidend
darauf an, dass für jedes Instrument und jedes Milcherzeugnis
ein fundierter Kontroll- und Kalibrationsplan entwickelt
wird. Anschließend liegt die Herausforderung darin, dies auch
dem Plan entsprechend in die Praxis umzusetzen. Für Molkereiunternehmen
ist das Qualitätsinstrument „Remote Dairy Quality
Tool“ verfügbar. Mit diesem digitalen Tool werden Kontroll- und
Kalibrationspläne eingerichtet und wird die Ausführung des
Plans verfolgt. Darin wird auch die Arbeitsweise der Vorbehandlung
der Kontrollproben festgehalten. In diesem Tool wird weiterhin
festgestellt, ob die Analyseergebnisse der Kontrollproben
innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte liegen. Dies alles wird
mit Hilfe von digitalen Kontrolldiagrammen grafisch dargestellt,
wobei durch Warnungen auf Abweichungen hingewiesen wird.
Das RDQ-Tool ist für die verschiedenen Mitarbeiter, wie z. B.
Prozessoperatoren, QC- und QA-Manager, online verfügbar. Und
wenn die Analysen der Kontrollproben von mehreren Personen
ausgeführt werden, können auch die Leistungen der einzelnen
Mitarbeiter verfolgt werden.
FINANZIELLE AUSWIRKUNG
VON EXAKTEN ANALYSEERGEBNISSEN
Es kann eine erhebliche finanzielle Auswirkung haben,
wenn Entscheidungen auf der Basis von nicht ausreichend
gesicherten Analyseergebnissen getroffen
werden. Es folgt ein Rechenbeispiel: Mit einer Verbesserung
der Genauigkeit des Messergebnisses von
0,01 % für den Eiweiß-, Fett- und Laktosegehalt von
Milch kann bei 100 Mio. Litern Milch ein Mehrertrag von
96.000 € erwirtschaftet werden. Bei hochwertigen
Milchprodukten, wie beispielsweise Milchpulvern oder
Molkenkonzentraten, dürften die finanziellen Auswirkungen
sogar noch größer sein.