Anzeige
8 2020 | moproweb.de 39
Gegen den Beschluss des Gerichts wurde Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht
eingereicht (VG Münster, 2020). Eine endgültige
Entscheidung steht somit noch aus und die Diskussionen um die
Anbindehaltung werden voraussichtlich weitergehen. Fest steht
jedoch, dass langfristig ein deutschlandweiter Ausstieg aus der
ganzjährigen Anbindehaltung erfolgen muss. Im Themenkomplex
Nachhaltigkeit des Maßnahmenkatalogs der Sektorstrategie 2030
taucht zwar die Bewegungsfreiheit von Milchkühen als z. T. verbesserungswürdig
auf, die Anbindehaltung wird aber nicht explizit benannt.
Hier sollte mehr Klarheit für die Landwirte und Verbraucher
geschaffen werden.
In Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung der Haltungsformen
für Milchkühe schneidet die Weidehaltung gegenüber der Stallhaltung
deutlich positiver ab, wie Verbraucherbefragungen zeigen.
Die Weidehaltung wird bspw. als naturnäher, umweltfreundlicher
und tierfreundlicher wahrgenommen, aber auch eine positive
Auswirkung auf den Geschmack und Gesundheitswert der Milch
werden mit Weidegang aus Verbrauchersicht assoziiert (WEINRICH
ET AL., 2014). Zugang zu Außenklima lässt die Akzeptanz eines Haltungssystems
steigen. So akzeptieren in einer Umfrage etwa 96 %
der Befragten einen Stall mit Weidezugang, 55 % einen Stall mit
Auslauf, knapp 17 % einen Außenklimastall und nur 4 % die reine
Stallhaltung. In den zunehmenden Fokus der Öffentlichkeit ist außerdem
das Thema Kuh-Kalb-Trennung gerückt. In einer Befragung
mit balancierten Pro- und Contra-Argumenten für die Kuh-Kalb-
Trennung, mit denen die Verbraucher neutral über das Thema informiert
wurden, sprachen sich knapp 70 % dafür aus, dass Kälber
später von der Kuh getrennt werden sollten, als es bisher der Fall
ist. Auch dieses Thema könnte für die öffentliche Wahrnehmung
der Branche relevant werden. Hierzu findet sich in der Sektorstrategie
bisher jedoch kein Hinweis. Erste Betriebe wie auch Molkereien,
v. a. im Biomarkt, beginnen bereits mit der Vermarktung von
Milch aus muttergebundener Kälberaufzucht.
Durch das veränderte Mensch-Tier-Verhältnis und die Defizite in
den Bereichen Tier- und Umweltschutz schwindet die Akzeptanz
der Nutztierhaltung. Um dem zu begegnen, hat der wissenschaftliche
Beirat des BMEL für Agrarpolitik in Deutschland bereits 2015
Kriterien für eine zukunftsfähige Tierhaltung aufgestellt (WBA,
2015). Darunter fallen der Zugang aller Nutztiere zu verschiedenen
Klimazonen, vorzugsweise Außenklima, das Vorhandensein
unterschiedlicher Funktionsbereiche mit verschiedenen Bodenbelägen,
Angebote zur artgemäßen Beschäftigung, Nahrungsaufnahme
und Körperpflege, ausreichendes Platzangebot, Verzicht
auf Amputationen, betriebliche Eigenkontrollen anhand tierwohlbezogener
Indikatoren, deutlich reduzierter Arzneimitteleinsatz,
verbesserter Bildungs-, Kenntnis- und Motivationsstand der im
Tierbereich arbeitenden Personen sowie eine stärkere Berücksichtigung
funktionaler Merkmale in der Zucht. Um zu verhindern,
dass die Tierhaltung aufgrund höherer Produktionskosten aus
Deutschland verdrängt wird, ins Ausland mit kostengünstigeren
Strukturen abwandert und die Tierschutzziele dadurch verfehlt
werden, wird vom wissenschaftlichen Beirat eine Kostenkompensation
vorgeschlagen. Der Beirat schätzte damals die Kosten für
den Umbau der Tierhaltung auf ca. 3 – 5 Mrd. € pro Jahr. Dabei sind
die Kosten für eine Umstrukturierung der Milchproduktion mit ca.
3 % des Betrags eher gering, während der Umbau der intensiven
Rinder- und Schweinemast mit ca. 34 % Kostenerhöhung deutlich
teurer ausfällt. Die Kompensation für diese Kosten könnten durch
eine Erhöhung der Verbraucherpreise für tierische Produkte um
circa 3 – 6 % erzielt werden. Dies würde Mehrkosten von circa 50 €
pro Haushalt und Jahr in Deutschland entsprechen. Ganz aktuell
sind vor diesem Hintergrund die Empfehlungen der Borchert-
Kommission, die im Rahmen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung
erarbeitet wurden. Dort wird die Einführung einer neuen
Verbrauchssteuer auf alle tierischen Erzeugnisse empfohlen. Die
Einnahmen einer solchen Tierschutzsteuer sollen den Landwirten
langfristig abgesichert zugutekommen und zum Umbau der Tierhaltung
sowie zur dauerhaften Finanzierung des Tierschutzes genutzt
werden. Dadurch sollen die Mehrkosten in der Produktion
gegenüber dem EU-Standard abgedeckt werden. Vorgeschlagen
werden als Steuerhöhe 40 Cent pro kg Fleisch und Fleischverarbeitungsprodukte,
2 Cent pro kg Milch und Frischmilchprodukte sowie
Eier und 15 Cent pro kg Käse, Butter und Milchpulver.
Eine wesentlich größere ökonomische Herausforderung für die
Milchwirtschaft könnte jedoch die Klimaschutz- bzw. Nachhaltigkeitsdiskussion
werden. 2019 haben neue Ergebnisse der Klimaforschung,
anhaltende Wetterextreme und die zahlreichen „Fridays
for Future“-Demonstrationen dem Klimaschutz große Aufmerksamkeit
verschafft und die Milchwirtschaft ist vom Nachhaltigkeitsdiskurs
in mehrfacher Hinsicht betroffen. Nicht nur, dass die
gesundheitlichen Aspekte von Milch und Milchprodukten in den
Vordergrund rücken (Stichwort: Nutri-Score & Reformulierungs-
Nr. 1 Spezialist
für überholte
Molkerei-Anlagen
Milch
Joghurt
Butter
Margarine
Schmelzkäse
Käse
+31(0)348-558080
info@lekkerkerker.nl
www.lekkerkerker.nl
2.000 Maschinen
auf Lager
Garantie
Schnelle Lieferzeiten
Niedrige Investition
Komplette Projekte
/
/moproweb.de
/www.lekkerkerker.nl
link
/
/moproweb.de
/www.lekkerkerker.nl
link