
6 2018 | moproweb.de 19
im Wesentlichen, dass die kritischen Zonen
für die Reinigung erreichbar sein
müssen. Dabei beeinflussen zahlreiche
Faktoren die Reinigungsfähigkeit, etwa
die Oberflächenbeschaffenheit, die
Werkstoffe, Kohäsion, Schmutzfracht
und -ablagerung, aber auch die Qualifikation
des Personals, die Instandhaltung
und das Design der Anlage/Maschine.
Reinigungsprozesse, ergänzte Tyborski,
müssen kontrolliert, dokumentiert und
laufend validiert werden.
HD-gerechte Antriebe
Carolin Ank, Wittenstein, widmete sich
dem Bereich der Antriebstechnik, der direkte
Relevanz für das HD hat. Ihr zufolge
ist die Hygiene einer Anlage nur so gut wie
ihr schwächstes Glied. Wittenstein bietet
als bislang einziger Hersteller ein EHEDGzertifiziertes
Planetengetriebe an, so der
Hinweis von Anks Kollege Manuel Peter. Das
Getriebe ist in Edelstahl ausgeführt, hat
keine Toträume, verfügt über eine Dreifach
Dichtung und ist resistent gegen Reinigungsmittel.
Neben Standardprodukten
baut Wittenstein auch kundenspezifische
Lösungen, wie etwa Antriebe mit Flüssigkeitskühlung
oder integrierter Spindel zur
exakten Hubregelung.
Bei Deltarobotern bevorzugt Wittenstein
eine HD-gerechte offene Bauweise
ohne Einhausung, was dem Betreiber Vorteile
bei der Reinigung verschafft, die Anlagenverfügbarkeit
erhöht und die Kosten
reduziert.
HD bei Ventilen
Die Krones-Tochter Evoguard hat bereits
über 300.000 Ventile gebaut. Willi Wiedenmann
schilderte, wie der Nittenauer
„Newcomer“ im Ventilbau an die Sache
herangegangen ist. Zunächst wurden
marktübliche Ventile beschafft und auf
Schwachstellen untersucht. Hierbei stellten
sich immer wieder Probleme mit den
Dichtungen in den Vordergrund, daneben
kam es zu Rissen in Bälgen oder Fressen
an Edelstahlverbindungen. Gebrochene
Klemmen, arbeitsunfallrelevante offene
bewegte Teile, fehlende Schrauben,
mangelnde Druckschlagsicherheit, eingeschränkter
Querschnitt und die Notwendigkeit,
Sonderwerkzeuge für die
Wartung vorzuhalten, rundeten das Fehlerbild
ab.
All dies hat Evoguard in die Optimierung
und Übersetzung in die eigene Konstruktion
behoben. Geliefert werden
ausschließlich „wartungsfreie“ Ventile mit
verschweißten Antrieben und einteiligen
Gehäusen, die Wartung bedarf keiner
Sonderwerkzeuge. Die Abnahme durch
den TÜV Süd erfolgt unter dem Standard
PN 25, d. h. dass alle relevanten Bereiche
der Ventile mit 175 bar beaufschlagt werden
können. Alle Ventilkomponenten sind
rückverfolgbar bis hinunter zu den Werkstoffen,
in Ventilknoten sorgen massive
Gehäuse und Kompensatoren dafür, dass
keine thermische Verformung auftritt.
Die Digitalisierung macht auch vor Ventilen
nicht Halt, berichtete Wiedenmann
weiter. Die bei der letzten drinktec vorgestellte
Zustandsüberwachung von Ventildichtungen
– Wiedenmann benannte
das Ziel als das „sprechende Ventil“ – hat
großes Interesse in der Industrie gefunden
und geht im Herbst in den Feldtest. Wie
Wiedenmann gegenüber der Redaktion erklärte,
ist die Zustandsüberwachung auch
nachrüstbar.
Dass EHEDG inzwischen eine Erneuerung
der Zertifizierung nach 5 Jahren fordert,
ist für Wiedenmann nachvollziehbar. Vor
vielen Jahren unter ganz anderen Gegebenheiten
erteite Zertifikate hätten oft
keine Relevanz mehr.
Ganzheitliche
Betrachtung
„Biofilme lieben Fugen, Schlitze und raue
Oberflächen“, erklärte Dr. Markus Keller,
Fraunhofer IPA. 80 % der von dem Mikrobiologen
auf der letzten Anuga FoodTec in
Thomas Tyborski, ECOLAB: HD bedeutet,
dass die kritischen Zonen für die Reinigung
erreichbar sein müssen (Foto: mi)
Tobias Keller, Schmersal: Manipulationen
an Sicherheitseinrichtungen sind
in der Praxis weit verbreitet (Foto: mi)
Willi Wiedenmann, Evoguard: Alte
EHEDG-Zertifizierungen, die unter ganz
anderen Aspekten erfolgt sind, haben
heute keine Relevanz mehr (Foto: mi)
Heiko Emde (links) und Benno Saßenbach, Pflitsch, zeigten auf, was aus HD-Sicht bei
Kabelververschraubungen und -führungen zu beachten ist (Fotos: mi)