
mi | mi-Meinung
Roland Soss na
Redak tion
2 6 2018 | moproweb.de
Die Regelungswut
feiert fröhliche Urständ‘
Ökonomische Gesetze lassen sich
nicht durch Populismus aushebeln
Die anstehenden Wahlen in Hessen und
Bayern drohen zu einem weiteren Fiasko
für die „Volksparteien“ zu werden.
Allerorts machen sich daher in der Politik Hektik
und Populismus breit, die Protagonisten heißen
CDU/CSU, Grüne und ganz besonders SPD.
Es verwundert nicht, dass auch im Agrar- und
Milchsektor nun wieder die üblichen Nebelkerzen
gezündet werden, um in den mehrheitsgefährdeten
Bundesländern ländliche Stimmen zu fangen
– wobei sich hier ein parteiübergreifender
Konsens gegenseitiger Hilfestellung abzeichnet,
der auf der Frühjahrskonferenz der Agrarminister
in Münster deutlich spürbar wurde.
Konkret geht es dabei um die weitere Ausgestaltung
der Lieferbeziehungen zwischen
Milcherzeugern und -käufern, für die Artikel
148 der Gemeinsamen Marktordnung seit Jahresbeginn
ausreichend Handhabe für politische
Einflussnahme gibt. Mecklenburg-Vorpommerns
Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD)
hat nach der (noch) unentschieden beendeten
Konferenz angedroht, dass der Staat die Parameter
Menge, Preis, Qualität und Zeitraum in
die Milchlieferkontrakte verbindlich einbeziehen
wird, sollten die Molkereien nicht ihrerseits
schnell freiwillig die Statuten entsprechend
ändern. Hätte der Staat, so Backhaus, solches
bereits früher verhängt, wären 6.000 bis 9.000
Höfe gerettet werden können.
Gewiss sind Backhaus und seine Amtskollegen/
innen kundig genug, um zu wissen, dass eine Vertragsregelung
unrentable Betriebe nicht dauerhaft
stützen kann (wer es nicht wissen sollte,
kann seine leitenden Ministerialbeamten fragen).
Nur ist solche Wahrheit in einem Land, dessen
politische Führung nach immer höheren, z. T .
immer abstruseren sozialen Standards strebt
und dabei objektiv bestehende Fakten regelmäßig
negiert, eher unwillkommen und störend.
Bestimmten, eher schlicht aufgestellten, dafür
umso lauter agierenden Wählergruppen lässt
sich kaum verkaufen, dass Ökonomie und Wohlbehütetsein
nicht zwangsläufig zusammengehen
und dass in der Wirtschaft, auch wenn sie
als „sozial“ bezeichnet wird, dennoch faktisch
immer noch so etwas wie Darwinismus herrscht.
Da kneifen Profis wie Backhaus & Kollegen und
langen lieber tief in die Klamottenkiste.
In Münster haben zehn Bundesländer, darunter
alle Flächenstaaten, nicht nur für die Prüfung
eines neuen Rechtsrahmens für Milchkontrakte
gestimmt, die auf der Herbstkonferenz möglicherweise
schon beschlussreif sein wird. Die
Ländermehrheit hat sich darüber hinaus im Prinzip
bereits auch für eine neue, nationale Quotenregelung
nach dem bekannten Modell des
BDM ausgesprochen, die in „Krisenzeiten“ eine
Reduzierung der Anlieferung bewirken soll. Während
dies für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-
Vorpommern und Niedersachsen angesichts
der dortigen politischen Konstellationen nicht
anders zu erwarten war (von Berlin und Bremen
einmal abgesehen, in diesen Bundesländern
herrscht seit Langem das absolute politische
Chaos) stiegen auch die rechts-regierten Länder
Nordrhein-Westfalen und Bayern mit ins Boot.
De facto fallen auch sie damit ihren ländlichen
Wählern in den Rücken. Denn in die Angabe längerfristiger
Milchpreise muss von Molkereien als
Wirtschaftsunternehmen zwingend das Risiko
eingepreist werden. Da niemand die allein nur
noch vom Weltmarkt bestimmte Milchpreisentwicklung
auch nur für ein Vierteljahr voraussagen
kann – alle bisherigen Mittel- oder Langfrist
Prognosen lagen voll daneben –, werden
die Landwirte nach dem Willen der Länderpolitik
eben Erlöse sehen, die deutlich unterhalb des
jeweils aktuell Möglichen liegen werden. Wer das
will und entsprechend wählt, dem ist nicht zu
helfen, denkt sich Roland Soßna.
Unreife, Unwahrheit und Hokuspokus
Auch mit Verunglimpfung lässt sich Geld verdienen
Man bekommt zuweilen den Eindruck,
dass es nicht nur einige wenige
sind, die im Lauf ihres Lebens partout
nicht gescheiter werden wollen, sondern
dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung
unter Reifungsverweigerung leidet. Ansonsten
könnten gewisse Politiker und ähnliche Scharlatane
nicht seit Jahren und Jahrzehnten ihr
Unwesen treiben und die Leute immer wieder
reihenweise verladen.
Ist es der höchste Grad der Unreife, wenn man
kompletten Unsinn auch nach vielen Jahren noch
glaubt und lebt? Z. B die Lehren von Marx, Mao
oder Guevara? Nein, es geht schlimmer, nämlich
wenn man sich das Leben durch Verzicht komplett
versaut, weil man ausgerechnet den falschen
Ernährungspäpsten vertraut. Z. B. diesem
seltsamen „Propheten“ aus Osnabrück, der seit
gefühlten 10.000 Jahren lehrt, dass Milchkonsum
krank macht und Ende wohl auch tötet.
Seltsamerweise ist die Lebenserwartung des
Menschen seit der Domestizierung der Haustiere
und Nutzung ihrer Produkte ständig gestiegen.
Irgendwas an Melniks Argumentation hakt
da wohl gewaltig.
Wie dem auch sei, jeder braucht ein Ökotop
zum Überleben. Und wenn das auch nur in der
Verbreitung von Unsinn, Unwahrheit und Ideologie
besteht, dann ernährt es dennoch seinen
Mann, denkt sich Roland Soßna.