AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
Zusammenfassung: Digitale Transformation und Kreislaufwirtschaft sind die entscheidenden Game-Changer. Sie verändern
als disruptive Entwicklungen unsere Welt. Wer sein Geschäftsmodell wie gewohnt aus der Vergangenheit in die Zukunft
fortschreiben will und auf schrittweise Evolution setzt, wird zwangsläufig scheitern. Die neue Welt ist längst da.
Und mittendrin die Verpackung, als Brennpunkt der Kreislaufwirtschaft und Botschafter für Nachhaltigkeit, als mediales
Zentralorgan für vernetzte Verbraucher, Informationen und Dienste und als Fundament für ein Internet of Packaging.
Agilität, Standardisierung, Abbau von Komplexität und die Überlegenheit digitaler Plattformen lösen alte Strukturen und
Geschäftsmodelle auf – um sie grundlegend neu zu gestalten.
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Verpackung im Wandel
Auswirkungen von Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft
Unser Autor: Thomas Reiner, Berndt+Partner
Kreislaufwirtschaft und
Nachhaltigkeit
Schon Anfang der 90er Jahre standen
Bürger auf gegen Abfallflut und überquellende
Deponien. Dosenpfand und
erste Verpackungsgesetze wurden zu Pionieren
für Produktverantwortung, Duale
Systeme und Kreislaufwirtschaft. Das
Nachhaltigkeitsthema ist also nicht neu.
Umso erstaunlicher, dass es bislang nicht
grundlegend angepackt wurde. Offensichtlich
war es nicht nötig. Punktuelle
regulatorische Eingriffe sorgten für moderate
Veränderungen im Umweltbereich.
Es reichte aus.
Das ist vorbei. Ocean Littering und die
grundlegende Diskussion um Kunststoff
sorgen für einen Point of no return. Der
Protest wird nicht einfach wieder abflauen.
Regulatorische Eingriffe allein werden
es aber nicht mehr richten. Die Menschen
wollen Lösungen.
Zusätzlicher Druck kommt von NGOs,
die inzwischen strategisch ausgerichtet
sind, mit großen Budgets arbeiten
und eine erstklassige Kommunikation
machen. Diese NGOs – von Nabu und
Greenpeace bis zur Ellen MacArthur
Foundation und New Plastics Economy
– bewegen die Kunststoffindustrie und
werden sie neu aufstellen. Vollkommen
zu Recht, denn es ist inakzeptabel, dass
wir aktuell nur schmale 2 Prozent unseres
Kunststoffs im geschlossenen Kreislauf
stofflich recycelt.
Die Politik wird diesem Druck von
Öffentlichkeit und NGOs nachgeben
und folgen. Sie wird Kreislaufwirtschaft
zunehmend gesetzlich verankern und
versuchen, sie als Wachstumspaket auszuformen,
das die globale Wettbewerbsfähigkeit
fördert und neue Arbeitsplätze
schafft.
Dass es just der Verpackungsbereich ist,
an dem sich die Veränderung entzündet,
ist kein Zufall. Das Modell der Kreislaufwirtschaft
wird an der Verpackung ausgefochten,
weil sie der Hauptverwender von
Kunststoff ist. 2015 stand das Packaging
für 39,9 Prozent des europäischen Kunststoffverbrauchs.
Beim Kunststoffabfall
machten Verpackungen sogar 59 Prozent
der Menge aus, den unkontrollierten Abfall
nicht eingerechnet. Gerade bei der Abfallmenge
macht sich der kurze Lebenszyklus
einer Verpackung bemerkbar und
wird sichtbar. Die Verpackung steht im
Mittelpunkt. Das müssen wir akzeptieren.
Die Akteure der Verpackungswirtschaft
haben sich bereits entschieden, die
Veränderungen aktiv mitzugestalten. Die
Industrie unterstützt den Plan, 70 Prozent
der Kunststoffverpackungen einer stofflichen
Wiederverwertung zuzuführen – das
zeigen die zahlreichen Initiativen, Nachhaltigkeitspläne
und viele nachhaltige Innovationen,
die aktuell in kurzen Abständen
auf dem Markt erscheinen.
Die Veränderungen werden grundlegend
sein. Und sie werden uns technologisch
vor große Herausforderungen stellen. Fest
steht, dass sich die Materiallandschaft verändern
wird. Schon jetzt zeigt der Kunststoffbereich
ein gebremstes Wachstum.
Auch Verbunde werden sich stark verändern.
Am stärksten werden die Auswirkungen
im Bereich Flexibles sein – und
das obwohl der CO2-Fußabdruck des Jah